Aus den Ausführungen von Werner Baumann
Hauptversammlung 2023
Vorsitzender des Vorstands der Bayer AG
(Es gilt das gesprochene Wort)
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Aktionärinnen und Aktionäre,
ich begrüße Sie ebenfalls sehr herzlich zu unserer Hauptversammlung. Schön, dass Sie dabei sind.
Sicherlich kann ich für uns alle sprechen, wenn ich feststelle: Wir leben in einer Zeit, die für jede und jeden von uns ganz besonders herausfordernd ist. Wir erleben alle gemeinsam die „Zeitenwende“, von der Bundeskanzler Olaf Scholz gesprochen hat.
Zwar lässt der Schrecken der Pandemie nach. Aber der furchtbare Krieg in der Ukraine dauert noch immer an. Wir sehen zunehmend geopolitische Spannungen, hohe Inflationsraten, gestiegene Energiekosten und Druck auf den Lieferketten. Hinzu kommen die jüngsten Verwerfungen im Banken-Sektor. All das erfordert unsere höchste Aufmerksamkeit.
In Zeiten wie diesen sind wir uns bei Bayer unserer besonderen Verantwortung bewusst. Weil die Gesundheit unser höchstes Gut ist. Weil die Menschen auf nachhaltige Weise ernährt werden müssen. Und weil wir gegen den Klimawandel dringend konkrete Lösungen brauchen.
Deswegen bin ich sehr stolz auf das, was unsere 100.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeden Tag leisten. Das gilt vor allem auch für unsere Beschäftigten in der Ukraine. Sie leisten dort Unglaubliches: Unter schwierigsten Bedingungen sorgen sie dafür, dass die Menschen weiter mit unseren essenziellen Produkten versorgt werden.
Ihnen – und natürlich dem gesamten Team Bayer auf der ganzen Welt – möchte ich an dieser Stelle herzlich für ihren Einsatz danken.
Wir tun auch als Unternehmen alles, was wir können, um den Menschen in der Ukraine zu helfen. Bisher haben wir insgesamt über 10 Millionen Euro gespendet, unter anderem für Antibiotika und Krebsmedikamente. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben mehr als 1 Million Euro im Rahmen einer Hilfsaktion des Roten Kreuzes gespendet. Bayer hat den Betrag verdoppelt. Mit einer weiteren Spende haben wir den Kauf einer großen Minenräummaschine finanziert.
Und wir werden weiter erhebliche Investitionen in der Ukraine tätigen. Erst kürzlich haben wir angekündigt, dass wir von 2023 an insgesamt 60 Millionen Euro in unsere Aufbereitungsanlage für Maissaatgut im ukrainischen Pochuiky investieren.
Insgesamt können wir sagen: Es ist uns gelungen, uns auch in diesen schwierigen Zeiten als erfolgreiches Life-Science-Unternehmen zu behaupten. Auf diesem starken Fundament gilt es nun, aufzubauen und die Weichen für zukünftiges Wachstum zu stellen. Der Bedarf ist riesig: Es leben mehr als acht Milliarden Menschen auf der Erde. Die Weltbevölkerung wird weiterwachsen – und die Menschen brauchen eine bessere und nachhaltigere Gesundheits- und Nahrungsversorgung.
Ich werde heute zum letzten Mal zu Ihnen sprechen und ich möchte Ihnen dabei einen Überblick geben, wo Bayer aktuell steht und wie wir für die Zukunft aufgestellt sind. Dafür will ich mich an diesen Leitfragen orientieren:
- Wie laufen unsere Geschäfte?
- Wie sind wir von der „Zeitenwende“ betroffen?
- Wie gehen wir mit den Rechtsrisiken in den USA um?
- Wie schaffen wir Wert für unsere Stakeholder?
- Wie tragen wir zur Lösung globaler Probleme bei?
- Wie bekämpfen wir den Klimawandel?
- Und: Ist Bayer bei Bill Anderson in den richtigen Händen?
Beginnen wir mit der ersten Frage: Wie laufen unsere Geschäfte?
Es freut mich sehr, dass ich sagen kann: 2022 war trotz aller Umstände für Bayer ein sehr erfolgreiches Jahr. Wir haben alle unsere Finanzziele erreicht oder übertroffen und auch in schwierigen Zeiten geliefert. Das ist eine starke Leistung unserer gesamten Belegschaft.
Die Zahlen sprechen für sich: Wir konnten den Umsatz währungs- und portfoliobereinigt um rund 9 Prozent auf 50,7 Milliarden Euro steigern. Das bereinigte EBITDA stieg um 21 Prozent auf 13,5 Milliarden Euro. Und das bereinigte Ergebnis je Aktie konnten wir um 22 Prozent auf 7,94 Euro steigern. Damit konnten wir das Jahr deutlich besser abschließen als ursprünglich erwartet – und auch wesentliche Kennzahlen unserer Mittelfristziele bereits zwei Jahre früher erreichen.
Zum operativen Erfolg des vergangenen Jahres haben alle Divisionen beigetragen. Insbesondere bei Crop Science haben wir eine außergewöhnlich starke Geschäftsentwicklung gesehen. Der Umsatz in unserem Agrargeschäft erhöhte sich währungs- und portfoliobereinigt um rund 16 Prozent auf 25,2 Milliarden Euro. Am deutlichsten legte das Geschäft mit den Herbiziden zu. Das bereinigte EBITDA von Crop Science stieg sogar um 46 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro.
Im Pharmageschäft konnten wir den Umsatz 2022 währungs- und portfoliobereinigt um gut 1 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro steigern. Wir sehen zwar erheblichen Gegenwind in unserem reifen Produktportfolio. Dafür läuft die Markteinführung der neuen Medikamente Nubeqa™ und Kerendia™ sehr erfolgreich. Das bereinigte EBITDA von Pharmaceuticals lag bei 5,9 Milliarden Euro und damit rund 2 Prozent über dem Vorjahr.
Bei Consumer Health hat das Wachstum im vergangenen Jahr die Erwartungen übertroffen. Der Umsatz stieg währungs- und portfoliobereinigt um gut 8 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro. Dabei haben wir eine positive Entwicklung in allen Kategorien und in allen Regionen gesehen. Das bereinigte EBITDA von Consumer Heath lag bei 1,4 Milliarden Euro – ein Plus im Vergleich zum Vorjahr von fast 15 Prozent.
Auf Basis dieser sehr guten Zahlen möchten wir Sie, unsere Aktionärinnen und Aktionäre, angemessen am Geschäftserfolg des vergangenen Jahres beteiligen. Daher schlagen wir gemeinsam mit dem Aufsichtsrat der heutigen Hauptversammlung eine Dividende von 2,40 Euro pro Aktie vor. Das entspricht einer Steigerung von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Für das laufende Jahr hatten wir im Februar unseren Ausblick veröffentlicht. Demnach erwarten wir einen Umsatz von 51 bis 52 Milliarden Euro zu Vorjahreskursen. Das entspricht einem währungs- und portfoliobereinigten Wachstum von 2 bis 3 Prozent.
Für das EBITDA vor Sondereinflüssen erwarten wir im laufenden Jahr eine Spanne von währungsbereinigt 12,5 bis 13 Milliarden Euro. Beim bereinigten Ergebnis je Aktie planen wir währungsbereinigt mit einem Wert von 7,20 Euro bis 7,40 Euro.
Sicher möchten Sie auch gerne wissen, wie wir in das Jahr gestartet sind. Die Zahlen für das erste Quartal werden wir am 11. Mai vorlegen. Ich kann Ihnen daher heute noch keine Details nennen. Wie bereits im Februar erwähnt, erwarten wir im ersten Halbjahr eine eher schwache Geschäftsentwicklung gegenüber dem sehr starken Vorjahr.
Lassen Sie mich nun zur zweiten Frage kommen:
Wie sind wir von der „Zeitenwende“ betroffen?
Die Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben zu Verwerfungen geführt, mit denen natürlich auch wir zu kämpfen haben. Ich meine damit insbesondere die Energiekrise, die hohe Inflation und Lieferengpässe. Aber wir sind weit weniger stark betroffen als viele andere Unternehmen.
Das hat etwas damit zu tun, dass wir uns in den vergangenen Jahren zu einem fokussierten Life-Science-Unternehmen entwickelt haben. Das Thema Energie hat daher für uns nicht mehr eine so große Bedeutung wie in der Vergangenheit. So betrugen unsere Energiekosten im vergangenen Jahr nur rund 3 Prozent unserer gesamten Herstellungskosten.
Hinzu kommt, dass wir bereits einen erheblichen Teil unseres Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien decken. Auch das hilft uns, die Auswirkungen steigender Energiepreise zu lindern.
Dennoch: Auch wir mussten auf mögliche Versorgungsrisiken reagieren. Wir haben unsere Prozesse angepasst, um unsere Abhängigkeit von Erdgas zu reduzieren. An einigen Standorten haben wir die Stromerzeugung aus Gas verringert und diese Menge durch externen Strombezug aus erneuerbaren Energiequellen ersetzt. Zugleich haben wir unseren Energieverbrauch wo immer möglich reduziert.
Aber steigende Preise beschränken sich nicht auf die Energie. Vom allgemeinen Inflationsdruck waren auch wir in erheblichem Maße betroffen. So haben wir in den vergangenen beiden Jahren einen dramatischen Anstieg der Kosten für einige Rohstoffe erlebt. In vielen Fällen konnten wir diese Kosten über höhere Preise an unsere Kunden weiterreichen.
In Bezug auf angespannte Lieferketten hilft es uns, dass wir bei der Beschaffung breit aufgestellt sind. Um Lieferengpässe zu vermeiden, erweitern wir unser Lieferantennetzwerk und bauen in einigen Bereichen zusätzliche Vorräte auf.
Unter dem Strich können wir sagen: Bisher sind wir gut durch diese sehr herausfordernde Zeit gekommen. Wir verdanken dies einer Mischung aus vorausschauendem Risikomanagement und aktivem Gegensteuern. Es ist ein Zwischenerfolg in der Zeitenwende, den wir als Team erreicht haben und zu dem Kolleginnen und Kollegen auf der ganzen Welt beigetragen haben.
Ein anderes Thema, auf das ich jetzt eingehen möchte, ist die Frage:
Wie gehen wir mit den Rechtsrisiken in den USA um?
Lassen Sie mich hierzu zunächst kurz auf den Verfahrenskomplex zu Glyphosat eingehen. Von bisher insgesamt neun Prozessen haben wir die letzten sechs gewonnen.
Darüber hinaus setzen wir zur Abarbeitung des gesamten Haftungskomplexes unseren Fünf-Punkte-Plan konsequent um. So haben wir unter anderem vor Kurzem damit begonnen, glyphosathaltige Produkte auf dem US-Markt für Privatkunden durch neue Formulierungen mit anderen Wirkstoffen zu ersetzen.
Ich möchte noch einmal betonen, dass dieser Schritt nicht irgendwelchen Sicherheitsbedenken geschuldet ist. Glyphosat ist sicher und nicht krebserregend – das haben die wichtigsten Zulassungsbehörden auf der ganzen Welt immer und immer wieder bestätigt. Es geht allein darum, die Rechtsrisiken zu minimieren.
Auch bei den US-Rechtsstreitigkeiten zu PCB kommen wir voran – einer Chemikalie, deren Produktion Monsanto bereits vor mehr als 45 Jahren eingestellt hat. Im vergangenen Jahr hat das zuständige Gericht dem Vergleich mit rund 2.500 Kommunen wegen PCB-Verschmutzung in Gewässern zugestimmt. Damit ist der Großteil der anhängigen Rechtsstreitigkeiten mit Kommunen über angebliche Verunreinigungen von Gewässern beigelegt.
Außerdem gibt es zu PCB weitere Vergleichsvereinbarungen mit einigen US-Bundesstaaten. In den erstinstanzlich verlorenen Verfahren zu Gesundheitsschädigungen an einer Schule haben wir Berufung eingelegt, beziehungsweise werden das noch tun.
Wir sind der Ansicht, dass wir überzeugende rechtliche Argumente haben, um die Kosten für bisherige und auch zukünftige Verfahren sowie Vergleiche zumindest teilweise ersetzt zu bekommen. Der Hintergrund ist, dass Monsanto in den 1970er Jahren mit wesentlichen Kunden weitgehende Haftungsfreistellungsvereinbarungen abgeschlossen hatte. Wir haben die betreffenden Unternehmen im vergangenen Jahr verklagt. Darüber hinaus laufen auch Gespräche zur Auslotung möglicher Vergleichsvereinbarungen.
Meine Damen und Herren,
Produkthaftungsfälle gehören in den USA leider zum wirtschaftlichen Alltag. Wir arbeiten diese Rechtskomplexe systematisch ab. Und wir haben auch bilanziell entsprechend vorgesorgt.
So können wir uns mit ganzer Kraft den Dingen widmen, um die es bei Bayer im Kern geht: Wissenschaft, Forschung, Innovation. Kurz: Science for a better life.
Das bringt uns zur nächsten Frage:
Wie schaffen wir Wert für unsere Stakeholder?
Bevor ich hier ins Detail gehe, möchte ich eines ganz klar sagen: Mit dem aktuellen Aktienkurs bin ich nicht zufrieden. Zwar hat sich die Bayer-Aktie im schwierigen Börsenumfeld des vergangenen Jahres vergleichsweise gut geschlagen. Aber der Börsenwert liegt aus unserer Sicht noch immer deutlich unter dem tatsächlichen Wert unseres Unternehmens.
Wir werden weiterhin hart daran arbeiten, diese Lücke zu schließen. Indem wir die neusten Erkenntnisse der Life Sciences aufgreifen und immer wieder neue Produkte daraus hervorbringen, die den Menschen helfen – immer bessere Arzneimittel, besseres Saatgut, besserer Pflanzenschutz. So schaffen wir langfristigen und nachhaltigen Wert. Für Landwirte, Patienten und Konsumenten, für unsere Beschäftigten und unsere Anteilseigner – für alle unsere Stakeholder.
Dabei profitieren wir davon, dass es auch in Wissenschaft und Technik eine „Zeitenwende“ gibt – insbesondere in den Naturwissenschaften und in der Informationstechnologie. An der Schnittstelle von Biologie, Chemie und moderner Datenwissenschaft entstehen neue Lösungen für die Probleme unserer Zeit – mit einem riesigen Potenzial, Wert zu schaffen. Wer diese Trends nutzt, dem bieten sich großartige langfristige Chancen. Und das tun wir.
Wir verfügen über ein globales Netzwerk von Forschungsstandorten, an denen mehr als 16.000 Bayer-Beschäftigte tätig sind. Im vergangenen Jahr haben wir – wieder einmal – einen Rekordbetrag für Forschung und Entwicklung ausgegeben: Bereinigt um Sondereinflüsse waren es 6,2 Milliarden Euro, nach 5,3 Milliarden Euro im Jahr 2021.
Lassen Sie mich ein paar konkrete Beispiele anführen, woran wir arbeiten. Bei Pharmaceuticals haben wir unser Entwicklungsportfolio in den Bereichen Zell- und Gentherapien weiter ausgebaut. Es umfasst derzeit sieben Projekte in unterschiedlichen Stadien der klinischen Entwicklung – beispielsweise zur Pompe-Krankheit oder zu Parkinson, einer bislang unheilbaren Nervenkrankheit.
Auch bei der Weiterentwicklung unserer fortgeschrittenen Pharma-Pipeline und der Markteinführung neuer Medikamente kommen wir gut voran. Wir trauen den vielversprechenden Wachstumstreibern unseres Pharma-Portfolios jetzt insgesamt ein Spitzenumsatzpotenzial von über 12 Milliarden Euro zu.
Dazu gehören der Faktor-XIa-Inhibitor Asundexian zur potenziellen Vorbeugung von Thrombosen und ischämischen Schlaganfällen, der sich in der letzten Phase der klinischen Entwicklung befindet, der Entwicklungskandidat Elinzanetant im Bereich Frauengesundheit, das Krebsmedikament Nubeqa™ sowie Kerendia™ im Bereich Herz- und Nierenerkrankungen.
Gleichzeitig treiben wir auch die Möglichkeiten der Digitalisierung bei Pharmaceuticals weiter voran. Mit dem Zukauf von Blackford Analysis werden wir die Anwendung von Künstlicher Intelligenz im klinischen Alltag zum Wohle der Patienten fördern und damit zugleich auch unser Radiologie-Portfolio erweitern.
Bei der Division Crop Science treiben wir ebenfalls Innovationen voran. Ein Beispiel ist unser neuestes Maisprodukt VT4PRO™, das im vergangenen Jahr in den USA zugelassen wurde. Es enthält mehrere Wirkmechanismen zum Schutz gegen Schadinsekten. Auf weitere Beispiele wie unseren Kurzhalm-Mais und unsere Arbeit an Alternativen zu Stickstoffdünger werde ich gleich noch eingehen.
Auch bei Consumer Health gibt es große Fortschritte. Ein Beispiel dafür ist Astepro™ Allergy, ein Medikament, das bereits innerhalb von 30 Minuten zu wirken beginnt. Wir haben Astepro™ Allergy im vergangenen Jahr in den USA als erstes freiverkäufliches, steroidfreies Antihistamin-Nasenspray zur Allergiebehandlung auf den Markt gebracht.
Diese Beispiele zeigen sehr anschaulich und konkret, wie wir mit unseren innovativen Produkten Wert für unsere Stakeholder schaffen. Zugleich leisten wir aber auch einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft insgesamt. Das bringt uns zur nächsten Frage:
Was tragen wir zur Lösung globaler Probleme bei?
Wie systemrelevant unser Unternehmen ist, sieht man bei einem Blick auf die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Damit wurden insgesamt 17 Bereiche definiert, in denen die Menschheit bis 2030 entscheidenden Fortschritt erzielen muss. Bei fast allen dieser nachhaltigen Entwicklungsziele können wir als Bayer einen wichtigen Beitrag leisten.
Das betrifft natürlich die Bereiche Gesundheit und Ernährung, aber auch Ziele wie sauberes Wasser und Geschlechtergleichheit – und auch den Kampf gegen den Klimawandel, auf den ich nachher noch gesondert eingehen werde.
Nachhaltigkeitsziele sind integraler Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Wirtschaftlicher Erfolg und Nachhaltigkeit sind für uns zwei Seiten derselben Medaille – sie haben gleiche Priorität.
Wir haben uns im Bereich Nachhaltigkeit ambitionierte Ziele gesetzt, auf die wir hinarbeiten. Im sozialen Bereich haben wir uns vorgenommen, in Ländern mit geringen und mittleren Einkommen für 100 Millionen Kleinbauern den Zugang zu landwirtschaftlichen Produkten und Dienstleistungen zu verbessern sowie 100 Millionen Frauen eine moderne Familienplanung zu ermöglichen. Außerdem wollen wir 100 Millionen Menschen in unterversorgten Gebieten Zugang zu alltäglicher Gesundheitsversorgung verschaffen. Ich freue mich sehr, dass wir in allen genannten Bereichen weitere Fortschritte machen.
So verbessern wir beispielsweise den Zugang zu unseren Medikamenten in Ländern mit geringen und mittleren Einkommen kontinuierlich. Der Erfolg unseres Engagements zeigt sich auch darin, dass wir im vergangenen Jahr zum ersten Mal den Sprung in die Top-Ten-Unternehmen des renommierten „Access to Medicine“-Index geschafft haben.
Ein weiteres Beispiel ist unsere „Nutrient Gap Initiative“, die wir im Februar ausgeweitet haben. Sie zielt darauf ab, die Versorgungslücke mit Vitaminen und Mineralstoffen für Menschen in unterversorgten Regionen zu schließen.
Zunächst hatte der Schwerpunkt der Initiative auf Nahrungsergänzung gelegen. Nun entwickeln wir sie weiter, um die Nährstofflücke auch durch Lebensmittel zu schließen – vor allem Obst, Gemüse und Getreide.
Dabei spielt auch unser Engagement für die weltweit über 550 Millionen Kleinbauern eine wichtige Rolle. Denn sie bilden das Rückgrat der Nahrungsversorgung gerade in vielen Teilen der Welt, in denen Mangelernährung verbreitet ist. Um die Kleinbauern zu unterstützen, bauen wir Partnerschaften auf und stellen ihnen hochwertige Produkte, Fachwissen und Finanzierungslösungen bereit, die ihren Marktzugang verbessern.
Ein weiteres wichtiges Thema ist Wasser. Tatsächlich steht die Welt vor einer schweren Wasserkrise – mit unmittelbaren Auswirkungen auf Ökosysteme, Ernährungssicherheit und die menschliche Gesundheit.
Daher haben wir im März bei der Wasserkonferenz der Vereinten Nationen in New York eine neue Wasserstrategie vorgestellt. Damit machen wir Wasser zu einem integralen Bestandteil unserer Geschäfts- und Investitionsentscheidungen. Und wir wollen auch Einfluss auf unsere Lieferanten nehmen und so branchenweit Veränderungen anstoßen, um die weltweite Wasserkrise anzugehen. Übrigens durfte ich für Bayer als einziger Vertreter eines Unternehmens vor der UN-Vollversammlung sprechen.
Ein Beispiel, wo wir hier konkret ansetzen, ist Reis – das Grundnahrungsmittel von über dreieinhalb Milliarden Menschen. Reisfelder sind für bis zu 43 Prozent der weltweiten Frischwasserentnahme für Bewässerung verantwortlich. Hier haben wir uns das Ziel gesetzt, den Wasserverbrauch pro Kilogramm Reis bis 2030 um 25 Prozent zu senken. Dazu sollen die Reisanbausysteme für Kleinbauern in den Regionen, in denen wir tätig sind, verbessert werden.
Unser Engagement im Bereich Nachhaltigkeit wird übrigens zunehmend anerkannt. So hat die Ratingagentur MSCI ihre ESG-Bewertung – also im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – für Bayer im vergangenen Jahr von „BB“ auf „A“ hochgestuft.
Damit möchte ich zur nächsten Frage kommen:
Wie bekämpfen wir den Klimawandel?
Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Um den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern und die Erderwärmung zu begrenzen, müssen alle mithelfen. Das gilt selbstverständlich auch für die Wirtschaft. Wir haben als Unternehmen unsere Hausaufgaben gemacht und sind klar aufgestellt.
Wir haben ein umfangreiches, konzernweites Dekarbonisierungsprogramm auf den Weg gebracht und wollen bis 2030 ein klimaneutrales Unternehmen sein. Und wir sind auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen. Im vergangenen Jahr haben wir es erneut geschafft, unsere gesamten Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
Lassen Sie mich ein konkretes Beispiel geben, wie wir in klimafreundliche Produktion investieren. Hier in Leverkusen bauen wir eine neue, hochmoderne Anlage zur Herstellung von Arzneimitteln – unter anderem zur Behandlung von Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im vergangenen Jahr haben wir im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz Richtfest gefeiert. Die Anlage verfügt über eine moderne Geothermie-Anlage, die den CO2-Ausstoß im Vergleich zu herkömmlichen Betrieben um 70 Prozent reduziert. Viele reden über den Klimaschutz – hier bei Bayer wird Klimaschutz gestaltet!
Und das endet nicht an unseren Werkstoren. Als führendes Agrarunternehmen haben wir auch eine besondere Verantwortung für die Dekarbonisierung der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette. Hier liegt der weitaus größere Hebel. Denn die Landwirtschaft ist verantwortlich für 25 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen. Daher wollen wir Landwirte befähigen, bis 2030 die Treibhausgasemissionen pro Kilogramm Ernteertrag um 30 Prozent zu reduzieren.
Hier setzt die Bayer Carbon Initiative an. Wir sind ein führender Anbieter von Lösungen und Plattformen, die Landwirten helfen, CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen und im Boden zu binden. Außerdem eröffnet unsere Carbon-Initiative den Landwirten neue Einnahmequellen, indem sie Carbon-Farming-Aktivitäten vergütet und Zugang zu den globalen Kohlenstoffmärkten verschafft.
Zugleich arbeiten wir an technologischen Lösungen, die einen Beitrag zur Dekarbonisierung der Landwirtschaft leisten können. Stickstoffdünger zum Beispiel ist heute verantwortlich für mehr als 3 Prozent der Treibhausgase. Deshalb arbeiten wir gemeinsam mit Partnern wie dem Biotechnologieunternehmen Ginkgo Bioworks an Alternativen. Zum Beispiel könnten geneditierte Mikroben dem Getreide helfen, seinen Stickstoffbedarf selbst und ohne Dünger zu decken.
Um die Reduktion des klimatischen Fußabdrucks der Landwirtschaft geht es auch bei unserer Mehrheitsbeteiligung an CoverCress. Das Unternehmen hat eine gleichnamige Zwischenfrucht entwickelt, die Landwirten hilft, die Nährstoffqualität im Boden und die CO2-Bindung zu verbessern. Gleichzeitig dienen die geernteten Pflanzen als Rohstoff zur Herstellung von Biokraftstoff, der nicht mit der Nahrungsmittelproduktion konkurriert.
Dies sind nur einige wenige Beispiele, die zeigen: Mit unserem Engagement sind wir Vorreiter in Sachen Klimaschutz. Und unsere Fortschritte werden von Experten breit anerkannt. So hat uns die renommierte Organisation CDP im vergangenen Jahr zum fünften Mal in Folge als führend beim Klimaschutz ausgezeichnet. Und bei der Investoreninitiative Climate Action 100+, die die größten Treibhausgas-Emittenten weltweit anhand verschiedener Merkmale bewertet, erfüllte von 166 untersuchten Unternehmen im Jahr 2022 nur eines mehr Bewertungskriterien als Bayer.
Doch lassen Sie mich in diesem Zusammenhang noch einen weiteren Aspekt ansprechen, der im Kampf gegen den Klimawandel eine wichtige Rolle spielt: Neben der Reduktion der Emissionen müssen wir gleichzeitig auch daran arbeiten, die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen.
Auch in diesem Bereich sind wir führend. Wie kaum ein anderes Unternehmen investieren wir beispielsweise in die Entwicklung von Pflanzen, die besser mit extremen klimatischen Bedingungen zurechtkommen und weniger Ressourcen brauchen.
Ein Beispiel dafür ist unser Kurzhalmmais, der im vergangenen Jahr schon auf den Feldern zeigen konnte, was in ihm steckt. Er steht nun kurz vor der Markteinführung in Nordamerika. Die Technologie verleiht dem Mais mehr Standfestigkeit, sie reduziert das Knicken und Brechen der Pflanze. Ernteausfälle durch Extremwetterlagen wie heftige Winde oder Starkregen können so deutlich reduziert werden.
Damit komme ich zu meiner letzten Frage:
Ist Bayer bei Bill Anderson in den richtigen Händen?
Klare Antwort: Ja. Bill ist aus meiner Sicht die perfekte Besetzung für diese Aufgabe. Er hat eine beeindruckende Erfolgsbilanz als innovationsorientierter Spitzenmanager und Unternehmensentwickler – und er überzeugt als Führungspersönlichkeit. Aus meinen Gesprächen mit ihm weiß ich, mit welcher Begeisterung er an die Sache herangeht und mit welcher Akribie er sich in alle Bereiche einarbeitet. Es macht Spaß, mit ihm über die Themen zu diskutieren, an denen wir arbeiten.
Natürlich fragen Sie sich, welche strategischen Schritte Bill Anderson unternehmen wird. Sie werden verstehen, dass ich seiner Analyse nicht vorgreifen kann. Nur so viel: Ich bin überzeugt, dass er gemeinsam mit dem Management-Team die richtigen Schritte identifizieren wird, um Bayer in ein neues, erfolgreiches Kapitel zu führen.
Lieber Bill, wir freuen uns, Dich an Bord zu haben. Du bist der Richtige für den Job, und Du hast ein tolles Team. Gemeinsam werdet Ihr das Unternehmen weiter voranbringen – im Sinne unserer Anteilseigner, die hier heute virtuell versammelt sind, und im Sinne aller unserer Stakeholder.
Liebe Aktionärinnen und Aktionäre,
nach sieben Jahren an der Spitze von Bayer endet in gut vier Wochen meine Amtszeit. Insgesamt war ich 35 Jahre in diesem großartigen Unternehmen. Für mich war Bayer immer mehr als nur ein Arbeitgeber – Bayer ist für mich eine Herzensangelegenheit: Die vielen faszinierenden Menschen, mit denen ich überall auf der Welt zusammengearbeitet habe. Die Forscherinnen und Forscher, von denen ich so viel lernen durfte. Die Kunden, bei denen ich vor Ort sehen konnte, welchen Mehrwert unsere Produkte bringen.
Vieles konnten wir gemeinsam in all den Jahren voranbringen und viele Erfolge feiern, einiges lief sicherlich enttäuschend und nicht so wie erhofft. Mir jedenfalls war es stets eine Freude und auch eine Ehre, Teil von Team Bayer zu sein und gemeinsam an einer Vision zu arbeiten, wie sie größer und inspirierender kaum sein könnte: Health for all, hunger for none.
Wir haben die Monsanto-Integration erfolgreich bewältigt und sind heute ein führendes Unternehmen der wachsenden Agrarbranche. Gleichzeitig haben wir uns weiter auf das Kerngeschäft fokussiert, etwa durch den Verkauf des Animal-Health-Geschäfts oder des Geschäftsbereichs Environmental Science für professionelle Kunden.
Wir haben unsere Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen erheblich gesteigert und unsere technologischen Möglichkeiten kontinuierlich erweitert – auch durch zahlreiche ergänzende Zukäufe, Kooperationen und Beteiligungen.
Insgesamt haben wir seit 2016 mehr als 35 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investiert. Hinzu kommen über 1,7 Milliarden US-Dollar, die unsere Impact-Investment-Einheit „Leaps by Bayer“ seit 2015 in mehr als 55 Unternehmen investiert hat.
Speziell unser Pharmageschäft haben wir mit Akquisitionen im Umfang von mehreren Milliarden Euro gestärkt – unter anderem mit dem Aufbau einer Zell- und Gentherapieplattform. Durch diese Investitionen erhalten wir Zugang zu bahnbrechenden, disruptiven Technologien und arbeiten mit herausragenden Wissenschaftlern zusammen.
Und wir haben unser Engagement für Nachhaltigkeit zu einem Kernpfeiler unserer Strategie gemacht und damit auf eine neue Ebene gehoben. Die Umsetzung unserer ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele ist auf gutem Weg – sowohl bei Klimaschutz und Umwelt als auch im sozialen Bereich. Bayer ist in diesen Bereichen ein systemrelevantes Unternehmen.
Mit der Wertentwicklung der Aktie können wir nicht zufrieden sein. Und dennoch bin ich überzeugt, dass Bayer heute auf einem sehr starken und robusten Fundament steht. Bayer ist ein strategisch sehr gut aufgestelltes Life-Science-Unternehmen. Mit weltweit führenden und wachsenden Geschäften, einer enormen Innovationskraft, innovativen Produkten und Technologien. Mit hochmotivierten und kreativen Köpfen, die viele gute Ideen haben – und einem exzellenten Führungsteam.
Bayer hat also ausgezeichnete Zukunftsperspektiven und ich bin mir sehr sicher, dass dieses hervorragende Unternehmen die beste Zeit noch vor sich hat.
In diesem Sinne, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Zukunftsgerichtete Aussagen
Diese Presse-Information kann bestimmte in die Zukunft gerichtete Aussagen enthalten, die auf den gegenwärtigen Annahmen und Prognosen der Unternehmensleitung von Bayer beruhen. Verschiedene bekannte wie auch unbekannte Risiken, Ungewissheiten und andere Faktoren können dazu führen, dass die tatsächlichen Ergebnisse, die Finanzlage, die Entwicklung oder die Performance der Gesellschaft wesentlich von den hier gegebenen Einschätzungen abweichen. Diese Faktoren schließen diejenigen ein, die Bayer in veröffentlichten Berichten beschrieben hat. Diese Berichte stehen auf der Bayer-Website www.bayer.com/de zur Verfügung. Die Gesellschaft übernimmt keinerlei Verpflichtung, solche zukunftsgerichteten Aussagen fortzuschreiben und an zukünftige Ereignisse oder Entwicklungen anzupassen.
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