Axel Steiger am 1. Life Sciences Cluster Basel Forum
Am 22. November 2021 fand das von der Handelskammer beider Basel organisierte 1. Life Sciences Cluster Basel Forum zum Thema: «Life Sciences Fachkräfte und Talente: woher nehmen, wenn nicht stehlen?» statt. Neben anderen renommierten Speakern wie Prof. Michael Hengartner (ETH Zürich) oder dem Regierungspräsidenten Thomas Weber (Kanton Basel-Landschaft) hielt auch Axel Steiger, CEO Bayer Schweiz, eine spannende Keynote.
In seiner Keynote plädierte Axel Steiger, CEO Bayer Schweiz, für innovationsfreundliche Rahmenbedingungen für die forschende Industrie in der Schweiz, denn nur so könnten Innovationen vorangebracht werden. Im Gegensatz zum globalen Trend würden in der Schweiz mögliche Fortschritte stagnieren, weil die gesetzlichen Rahmenbedingungen den rapiden wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen immer mehr hinterherhinkten. Dies zeige sich unter anderem in der aktuellen Kontroverse rund um die Gentechnik:
Gerade erst hat der Nationalrat das Gentech-Moratorium ein weiteres Mal um vier Jahre verlängert. Gleichzeitig hat er moderne Methoden wie CRISPR/Cas dem Moratorium unterstellt. Am 16. November hat sich auch die Wissenschaftskommission des Ständerats für die Verlängerung des Moratoriums ausgesprochen – doch will sie immerhin Ausnahmen zulassen: Gentechnisch veränderte Organismen, denen kein transgenes Erbmaterial eingefügt wurde, sollen nicht unter das Moratorium fallen. Dies ist ein wichtiges politisches Signal für eine differenzierte Regulierung der neuen gentechnischen Verfahren.
Allerdings genüge die Ausnahme vom Moratorium allein nicht. Es brauche eine saubere Regulierung der Anwendung neuer gentechnischer Verfahren, damit keine Rechtsunsicherheiten entstehen. Die Verzahnung von Wissenschaft und Recht wäre gar nicht so einfach, da die Wissenschaft laufend Fortschritte mache. Das ist auch der Grund, weshalb zurzeit sowohl in der EU als auch in Grossbritannien die Gentechnikgesetzgebung angepasst wird.
Eigentlich wäre die Schweiz ausgezeichnet aufgestellt, um von diesem Innovationsschub zu profitieren. Gerade in der Diskussion um die Gentechnik hat sich gezeigt: das Volk ist mutiger als die Politik. Dies war das Resultat einer repräsentativen Umfrage von gfs.bern im Auftrag der Wissensplattform swiss-food.ch, die Bayer zusammen mit Syngenta in der Schweiz betreibt. Die Bevölkerung zeigte eine grosse Offenheit für die Anwendung von innovativen Technologien in der Landwirtschaft. Voraussetzung für die Offenheit ist, dass die Menschen den konkreten Nutzen von Innovationen erkennen. Und diese Offenheit gilt auch für gezielte Züchtungen mit modernen Methoden wie der Genom-Editierung.
Klar befürwortet wurde der Einsatz von Genom Editierung, wenn sie die Pflanzen resistenter gegen Krankheiten machen, den Einsatz von Pflanzenschutzmittel reduzieren, die regionale Produktion und das Klima schützen, Food Waste verhindern und zur preislichen Entlastung von Konsumentinnen und Konsumenten führen.
Als weiteres Beispiel fügte Axel Steiger die aktuelle Agrarpolitik mit dem Zulassungsprozess für moderne Pflanzenschutzmittel an. Seit der Einführung des Verbandsbeschwerderechtes ist dieser blockiert. Die Behörden nehmen laufend ältere Mittel vom Markt, lassen aber gleichzeitig keine neuen Pflanzenschutzmittel zu. Damit behindern sie auch die Forschung. Denn der Mangel an modernen Pflanzenschutzmitteln mache sich immer stärker bemerkbar. Die Liste der verfügbaren Produkte werde immer kürzer – und immer mehr Kulturen könnten nur noch ungenügend geschützt werden.
Dass eine regionale Produktion nur möglich ist, wenn die Bauern ihre Pflanzen schützen könnten, habe nicht zuletzt der diesjährige Sommer mit gravierenden Ernteausfällen in fast allen Kulturen gezeigt. Denn Hagel und Nässe begünstigen Krankheitsbefall. Gegen Hagel können sich die Landwirte versichern, nicht aber gegen Pilzbefall durch Nässe oder Schädlinge auf dem Feld. Da helfen nur gute Agrarpraktiken und der gezielte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, um zumindest einen Teil der Ernte zu retten.
Neben innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen plädierte der CEO von Bayer Schweiz zudem für eine wettbewerbsfähige Steuerpolitik. Mit einer globalen Mindeststeuer für Firmen könnte die Schweiz gemäss Steiger bald einen Wettbewerbsvorteil verlieren. Denn die attraktiven steuerlichen Bedingungen der Schweiz würden durch das internationale Abkommen ein Stück weit ausgehebelt. Hier gelte es drei Dinge unter einen Hut zu bringen: Das Steuersystem müsse den internationalen Vorgaben genügen, die Steuereinnahmen müssen ausreichend sein und die Attraktivität des Standorts Schweiz müsse gesichert werden.
Damit die Schweiz als Forschungs- und Innovationsstandort für die Life-Science Branche weiterhin attraktiv bleibe, brauche es zwingend auch die Unterstützung der Politik.