Ist Glyphosat krebserregend?
Seit 1974 auf dem Markt, ist Glyphosat das am weitesten verbreitete und bestuntersuchte Herbizid der Welt. In der Landwirtschaft wird es hauptsächlich eingesetzt, um Felder vor der Aussaat von unerwünschtem Pflanzenbewuchs zu befreien. Nicht nur im Boden baut es sich schnell ab. Auch bei Mensch und Tier werden Rückstände von Glyphosat in kurzer Zeit aus dem Magen-Darm-Trakt absorbiert und mit dem Urin vollständig ausgeschieden.
Wichtig zu wissen: Das Herbizid nimmt auf einen Stoffwechselweg Einfluss, der nur in Pflanzen und Mikroorganismen vorkommt.
Seit fast 50 Jahren stufen Behörden und wissenschaftliche Institute Glyphosat als sicher und damit nicht krebserregend ein.
Im Januar 2020 hat die U.S. Umweltschutzbehörde (EPA) anlässlich ihrer Entscheidung zur Überprüfung der vorläufigen Registrierung von Glyphosat wie folgt Stellung genommen: „Die EPA hat das potenzielle Risiko für die menschliche Gesundheit im Zusammenhang mit der Exposition gegenüber Glyphosat gründlich bewertet und festgestellt, dass durch die derzeit zugelassenen Anwendungen von Glyphosat keine Risiken für die menschliche Gesundheit bestehen und dass Glyphosat für den Menschen wahrscheinlich nicht krebserregend ist.“
Zu einer gleichlautenden Bewertung kam die europäische Bewertungsgruppe für Glyphosat (Assessment Group on Glyphosate – AGG). Am 15. Juni 2021 veröffentlichte die AGG den Entwurf ihrer Bewertung des Glyphosat-Dossiers von 2020 und erklärte: „Aus Sicht der AGG erfüllt Glyphosat die Zulassungskriterien. Die Einstufung von Glyphosat als krebserregend, genotoxisch oder mutagen ist nicht gerechtfertigt. Glyphosat stellt kein Risiko für die menschliche Gesundheit dar.“
Im Anschluss begannen die EFSA und die Europäische Chemikalienagentur ECHA mit der Prüfung der Ergebnisse und organisierten parallele Konsultationen zum Berichtsentwurf. Am 30. Mai 2022 bestätigte der Ausschuss für Risikobewertung (RAC) der ECHA die aktuelle Einstufung von Glyphosat. Darüber hinaus stellte der Ausschuss fest, dass auf Basis der verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse die Kriterien für die Einstufung von Glyphosat als krebserregende, mutagene oder reproduktionstoxische Substanz nicht erfüllt sind.
Am 6. Juli 2023 hat die EFSA die GRG, die Mitgliedstaaten und die EU-Kommission über die Schlussfolgerungen ihrer Risikobewertung zur Erneuerung der EU-Genehmigung von Glyphosat informiert.
In ihren Schlussfolgerungen hat EFSA, basierend auf den gesetzlich verankerten Kriterien für eine erneute Genehmigung, alle von Glyphosat ausgehenden Risiken bewertet: Im Hinblick auf die Gesundheit von Mensch und Tier sowie auf die Umwelt wurden keine kritischen Problembereiche festgestellt. Mit Verweis auf die Einstufung von Glyphosat durch die ECHA im Jahr 2022 bestätigt EFSA: Glyphosat erfüllt nicht die wissenschaftlichen Kriterien für eine Einstufung als karzinogener, mutagener oder reproduktionstoxischer Stoff.
Neben der U.S. EPA und der europäischen Bewertungsgruppe für Glyphosat haben folgende Behörden und wissenschaftliche Institute Glyphosat als sicher und damit nicht krebserregend eingestuft:
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die Australische Behörde für Pestizide und Tierarzneimittel
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die brasilianische Gesundheitsbehörde (ANVISA)
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das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
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die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)
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die Europäische Chemikalienagentur (ECHA)
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die Japanische Kommission für Lebensmittelsicherheit
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das kanadische Gesundheitsministerium (Health Canada)
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die Koreanische Verwaltung für ländliche Entwicklung
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die Umweltschutzbehörde von Neuseeland
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das FAO/WHO-Gremium für Rückstände von Pestiziden u.v.m.
Allein das BfR hat bei seiner Einschätzung mehr als 1.000 wissenschaftliche Studien berücksichtigt.
Einstufung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC)
Im März 2015 stufte die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), eine Unterorganisation der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ ein.
Drei andere Einheiten der WHO, das Internationale Programm für Chemikaliensicherheit (International Programme on Chemical Safety; IPCS), das „Joint Meeting on Pesticide Residues“ (JMPR) sowie das WHO-Team „Wasser, Sanitärversorgung, Hygiene und Gesundheit“ kommen zu einer anderen Bewertung.
Laut IPCS1 „zeigen Tierstudien, dass Glyphosat nicht krebserregend, mutagen oder teratogen ist“. Auch das JMPR kam zu dem Schluss, „dass Glyphosat durch die Aufnahme über die Nahrung wahrscheinlich kein krebserzeugendes Risiko für den Menschen darstellt“. Das WHO-Team, dass sich mit dem Thema Wasser befasst, stellte in seinen Leitlinien für die Trinkwassergüte (WHO Guidelines for Drinking-water Quality) fest, dass „das Vorhandensein von Glyphosat im Trinkwasser keine Gefahr für den Menschen darstellt."
Mit der Einstufung in die „Kategorie 2A: wahrscheinlich krebserregend“ wird ausgedrückt, dass es begrenzte Hinweise auf ein erhöhtes Gefährdungspotenzial gibt, aber auch nicht auszuschließen ist, dass die der Bewertung zugrunde gelegten Krebsfälle andere Ursachen hatten. In dieselbe Kategorie stuft die IARC neben Glyphosat auch heiße Getränke über 65 Grad Celsius, rotes Fleisch, Schichtarbeit und den Friseurberuf ein.
Eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien, die Bewertungen der Zulassungsbehörden auf der ganzen Welt und jahrzehntelange Praxiserfahrungen bestätigen hingegen die Sicherheit von Glyphosat.
Langzeitstudie mit 50.000 Personen
Eine der mehr als 800 Sicherheits-Studien zu Glyphosat stammt aus der Agricultural Health Study (AHS). Diese Studie untersucht seit 25 Jahren fortlaufend Landwirte aus Iowa und North Carolina, die regelmäßig Pflanzenschutzmittel verwenden. Sie wird mit öffentlichen Geldern finanziert; die Forscher arbeiten am nationalen Krebsinstitut (National Cancer Institute), dem National Institute of Environmental Health Sciences, für die Umweltbehörde (Environmental Protection Agency) sowie am nationalen Institut für arbeitsmedizinische Forschung (National Institute for Occupational Safety and Health), alles staatliche Einrichtungen in den USA.
Die Studie wurde von der US-Regierung in Auftrag gegeben um herauszufinden, welchen Einfluss landwirtschaftliche Praktiken, Lebensstil und genetische Faktoren auf die Gesundheit von Landwirten und ihre Familien haben.
Anhand der Daten wurden inzwischen verschiedene Auswertungen durchgeführt, um einen möglichen Zusammenhang zwischen der Anwendung spezifischer Mittel und verschiedenen Krebserkrankungen sowie anderen Gesundheitsschädigungen zu untersuchen. Die Studie beinhaltete eine Verlaufsbeobachtung von rund 50.000 Anwendern von Pflanzenschutzmitteln, darunter 45.000, die regelmäßig Glyphosat anwenden. Es wurde kein Zusammenhang zwischen der sachgerechten Anwendung von glyphosatbasierten Herbiziden und dem Non-Hodgkin-Lymphom oder anderen Krebsarten nachgewiesen.
Da es bei der Studie um den Einsatz glyphosathaltiger Endprodukte ging, entkräftet sie auch Vermutungen, dass die in den Produkten enthaltenen Zusatzstoffe Krebs auslösen könnten.
- 1Das IPCS, gegründet 1980, ist ein Joint Venture des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO).