CRISPR/Cas ist eine vieldiskutierte Methode des „Genome Editing“ – ihr Einsatz in der Humanmedizin zur potenziellen Heilung von Krankheiten sowie in der Landwirtschaft für klimaresilientere und ertrag- und nährstoffreicherer Pflanzen weckt große Hoffnungen. Vor allem im Agrarbereich führt die Technologie jedoch oft auch zu Befürchtungen und Skepsis, die nicht selten durch Unkenntnis begründet sind. Also: Worum geht es eigentlich?
Auch Bakterien können krank werden – und zwar werden sie oft von Viren infiziert. Die kryptische Abkürzung „CRISPR/Cas“ beschreibt das Werkzeug als Teil des natürlichen Immunsystems von Bakterien, mit dem sie sich gegen solche Infektionen wehren können. Viren sind sehr klein, sie sind nicht mal eine Zelle, sondern im Prinzip nur Erbgut (DNA oder RNA) und bauen dies in das Erbgut eines Bakteriums ein. Das möchte es natürlich wieder loswerden und das macht CRISPR/Cas: Es erkennt Abschnitte im Erbgut, die von Viren stammen und schneidet diese gezielt wieder heraus. Daher wird CRISPR/Cas häufig treffend als „Genschere“ bezeichnet.
Diese Technologie lässt sich nutzen, um im Erbgut von Pflanzen, Tieren und Menschen gezielte Veränderungen vorzunehmen. Die Genom-Editierung unterscheidet sich dabei wesentlich von der „klassischen“ Gentechnik in der Pflanzenzüchtung: Bei der neuen Methode wird in der Regel nämlich kein artfremdes Gen in die Pflanze eingeführt. Es geht hauptsächlich um das Ausschalten von Genen oder das präzise „Wieder-Einschalten“ von Merkmalen innerhalb der Art, beispielsweise aus Wildformen, die im Laufe der Züchtung verlorengegangen sind. Das sind Prozesse, die in der Natur millionenfach vorkommen. Die Veränderungen, die durch Genom-Editierung erzielt werden, sind von einem klassischen Züchtungserfolg oder einer zufälligen natürlichen Mutation also nicht zu unterscheiden. Der Unterschied liegt im Weg dorthin: In der Natur treten diese Veränderungen zufällig auf, in der klassischen Züchtung durch langwieriges Kreuzen und bei CRISPR/Cas kann der Ort im Genom, an dem die Veränderung geschieht, präzise kontrolliert werden. Das heißt, die Methode ist einfacher, schneller und genauer.
Dadurch entstehen unzählige Möglichkeiten, wie die Technologie als ein Baustein helfen kann, eine stetig wachsende Weltbevölkerung bei fortschreitendem Klimawandel zu ernähren und dabei gleichzeitig Klima und Umwelt weniger zu belasten. Beispiele sind Pflanzen, die weniger Pestizide brauchen, weil sie zum Beispiel resistent gegen Pilzbefall sind. Oder Pflanzen, die mit Dürre besser zurechtkommen. Oder Pflanzen, die andere und mehr Nährstoffe haben. Die Palette der Möglichkeiten ist riesig, doch um dieses Potenzial zu heben, braucht es entsprechende Rahmenbedingungen. In der EU und verschiedenen anderen Teilen der Welt sind diese noch nicht gegeben, aber auch hier verändert sich gerade der gesellschaftliche Diskurs. Hierzu möchte Bayer mit einem offenen und faktenbasierten Dialog beitragen.