Gentechnik - der Schlüssel zur Rettung der Banane

Die bakterielle Bananenwelke bedroht eine der beliebtesten und wichtigsten Früchte. Wissenschaftler auf der ganzen Welt kämpfen dagegen – und zeigen so zugleich, welch herausragende Bedeutung die moderne Biotechnologie für unsere zukünftige Ernährung haben wird.
Noch sind unsere Supermärkte voller Bananen. Doch das könnte sich bald ändern. Glauben Sie nicht? Stimmt aber. Eine verheerende Bananenseuche droht die Banane zum Aussterben zu bringen. Was für uns schmerzlich, aber verkraftbar wäre - für Millionen Menschen in Afrika wäre es eine Katastrophe. Retten kann die Banane wohl nur die Biotechnologie.
Die meisten Menschen kennen das leckere Obst nur als Snack zwischendurch. Verkauft wird hierzulande zumeist die Cavendish-Banane, die aus großen Plantagen zu uns transportiert wird. In Feinkostläden gibt es manchmal die kleinere „Baby-Banane“. Aber das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der großen Bananen-Vielfalt.
Allein in Afrika wachsen mehrere hundert Bananen-Sorten: bittere, ungenießbare Wildbananen ebenso wie süße Dessertbananen, Kochbananen oder Bierbananen. Vor allem die stärkehaltige Kochbanane ist für über 70 Millionen Menschen ein zentrales Grundnahrungsmittel – in manchen Regionen das wichtigste überhaupt.
Dieses Nahrungsmittel ist seit vielen Jahren stark bedroht durch die bakterielle Bananenwelke (BXW - Banana Xanthomonas Wilt), verursacht durch das Xanthomonas-Bakterium.
Verheerende Welke
BXW trat erstmals in den 1960er Jahren in Äthiopien auf. Infizierte Pflanzen welken, füllen sich mit gelbem Bakterienschleim, die Früchte verfaulen, und die Pflanze stirbt innerhalb weniger Wochen. Ertragsverluste betragen meist 100 Prozent. Übertragung erfolgt durch Insekten, verschmutzte Werkzeuge oder Wasser. Die Krankheit hat sich bis nach Ostafrika ausgebreitet. Es gibt kein Bekämpfungsmittel, nur Vorsichtsmaßnahmen.
Pflanzenzüchter versuchen seit Jahren, resistente Sorten zu züchten – bisher vergeblich. Kochbananen sind steril und bilden keine oder nur wenige fruchtbare Samen. Sie werden nur über Stecklinge vermehrt. Neue Sorten erfordern nicht-sterile Elternlinien, Embryonen oder Gewebekulturen – ein Prozess, der Jahrzehnte dauert. Bisherige Sorten sind widerstandsfähiger, aber nicht resistent, und sie schmecken anders, haben eine andere Textur und Verarbeitungseigenschaften.
Erfolge mit Gentechnik
Abhilfe könnte jetzt allerdings die moderne Biotechnologie schaffen. Mit klassischer Gentechnik entwickelten Wissenschaftler von NARO (Uganda) und QUT (Australien) transgene Bananen mit zwei Genen aus der Paprika. Diese Gene stärken die Immunantwort der Bananenzellen. In fünfjährigen Feldversuchen erwiesen sich die Sorten als resistent, mit gleichem Geschmack, Aussehen, Textur und Ertrag wie herkömmliche Kochbananen.
Genome-Editing führte noch schneller zu Erfolgen: Eine Gruppe beim IITA (Kenia) schaltete Gene aus, die bei Infektionen die Immunabwehr unterdrücken. Mehrere Bananenlinien waren vollständig resistent gegen BXW, zeigten gesundes Wachstum und keine Beeinträchtigung der Entwicklung.
Das sind beeindruckende Erfolge. Doch ob Afrikas Kleinbauern, die auf Bananen als Nahrung und Einkommen angewiesen sind, diese Sorten nutzen können, ist derzeit noch ungewiss. Einerseits bedarf es noch weiterer Forschung. Andererseits ist die Skepsis gegenüber Biotechnologie groß, oft geschürt von westlichen Aktivisten. Und so ist es trotz wissenschaftlicher Durchbrüche noch nicht sicher, dass die Banane gerettet werden kann.
Auch Züchtung ist Eingriff ins Genom
Warnungen vor Genome-Editing haben ideologische Gründe oder beruhen auf Unverständnis. Denn Gentechnik und Genome-Editing ist nichts anderes als eine zielgerichtete Erweiterung dessen, was Menschen ohnehin seit Urzeiten tun: Nutzpflanzen an Bedürfnisse anpassen.
Unsere Vorfahren hatten keine Labore oder genetische Kenntnisse, doch sie meisterten selektive Züchtung – Auswahl und Vermehrung von Pflanzen mit gewünschten Eigenschaften. Nichts von dem, was wir heute essen, hat je in der Wildnis existiert. Durch Züchtung wählten Menschen Pflanzen nach Größe, Resistenzen, Geschmack oder Ertrag aus und revolutionierten die Versorgung mit Nahrungsmitteln.
Es dauerte Hunderte oder Tausende Jahre, wilde Gräser zu Weizen, Beeren zu Erdbeeren oder bittere Knollen zu Kartoffeln zu machen. Nur dank menschlicher Eingriffe ist es möglich, dass Weizen und Reis heute Milliarden von Menschen ernähren.
Gentechnik und Genome-Editing: Die modernste Form der Pflanzenzüchtung
Diese traditionelle Art der Züchtung vermischt ganze Genome: Tausende Gene werden zusammengeworfen ohne wirkliche Kontrolle über die Eigenschaften, die am Ende dabei herauskommen. Man erhält zwar die größere Frucht, die man ursprünglich wollte, züchtet sich jedoch gleichzeitig Pflanzen heran, die zum Beispiel anfälliger gegenüber Krankheiten sein können oder andere unerwünschte Eigenschaften aufweisen.
Gentechnik und Genome Editing dagegen ahmen mit Präzision nach, was auch die Natur tut: neue Gene von anderen Organismen übernehmen oder eigene Gene anschalten oder stilllegen. Anstatt also das gesamte genetische Kartendeck wieder und wieder neu zu mischen, können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heute gezielte Änderungen vornehmen.
Sicherer als traditionelle Züchtung
Paradoxerweise wird diese präzise, gezielte Gentechnik als riskant angesehen. Doch traditionelle Methoden sind viel unberechenbarer: Sie mischen ganze Genome mit tausenden Genen ohne Kontrolle über Eigenschaften.
Moderne Gentechnik bietet mehr Präzision und Kontrolle und reduziert Risiken. Der Beweis: Mehr als 4.400 Risikobewertungen wurden in über 70 Ländern bei genetisch veränderten Pflanzen (GVOs) durchgeführt. Das Ergebnis war immer dasselbe: Jede einzelne Bewertung kam zu dem Schluss, dass GVOs keine größere Gefahr für den Menschen und die Umwelt darstellen als Pflanzen, die nicht genetisch verändert wurden.
Es wird Zeit, anzuerkennen, dass moderne genetische Methoden Anpassungen an Herausforderungen wie Krankheiten und Klimawandel beschleunigen können und so Nahrungssicherheit gewährleisten – wie derzeit bei der Rettung der Banane.
