Sind Pflanzenschutzmittel schuld am Insektensterben?

A bee on a flower.

Mehrere Langzeitstudien sind zu dem Schluss gekommen, dass die Zahl der Fluginsekten in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren deutlich zurückgegangen ist. Die Ursachen dafür kennen die Forscher allerdings nicht. Anders als in vielen Medien unterstellt wird, haben die Insektenforscher dazu keine Angaben gemacht, weil sie keine Ursachenforschung betrieben haben.

International ist das Bild jedoch keineswegs einheitlich. Eine Arbeit, die im August 2020 in Nature Ecology & Evolution erschien und Langzeitbeobachtungen an Insekten in den USA untersuchte, konnte kein Netto-Abnahmen bei Menge und Artenvielfalt der Insekten feststellen – es gebe keinen einheitlichen Trend. Manche Arten nehmen zu, andere ab und zum Teil schwanken die Insektenpopulationen sehr stark. Ursache sind witterungsbedingte Massenvermehrungen, die dann von starken Einbrüchen der zuvor angeschwollenen Populationen gefolgt werden.

 

Eine 2019 veröffentlichte britische Langzeitstudie an Nachtfaltern kommt anhand der jährlichen Schätzungen der Mottenbiomasse an festen Überwachungsstandorten zu einer Zunahme der Biomasse zwischen 1967 und 1982. Sie wurde gefolgt von einem allmählichen Rückgang von 1982 bis 2017. Allerdings stieg die Biomasse der Motten vor 1982 sehr stark an, mit dem Gesamtergebnis, dass sie derzeit noch immer höher ist als 1967. Die Forscher nehmen das als Beleg dafür, dass Studien, die sich seit den 1980er Jahren nur auf Trends konzentrieren, möglicherweise einen wichtigen Teil der Geschichte verpassen. Sie schreiben, dass die hohe Variabilität zwischen den einzelnen Jahren und die mehrjährige Periodizität der Biomasse die Notwendigkeit unterstreichen, Langzeitdaten zu erheben, weil Trends nur so richtig zu erkennen und ihre Ursachen zuverlässig zu identifizieren sind.

 

Doch selbst wenn man einen Rückgang der Insekten unterstellt – die Ursachen dafür kennen die Forscher nicht. Anders als in vielen Medien unterstellt wird, haben die Insektenforscher dazu keine Angaben gemacht, weil sie keine Ursachenforschung betrieben haben.

Seit langem sind jedoch vier Faktoren bekannt, die Leben und Fortpflanzung von Insekten negativ beeinflussen:

 

  • Verlust von Lebensräumen: Die Vielzahl der Landschaftsarten wie Offenland, Brachen, Feucht- und Heidegebiete ist deutlich zurückgegangen. Hauptursache ist die Versiegelung der Böden für Gebäude und Straßen. Hinzu kommen Flurbereinigungen in der Vergangenheit sowie auch die Überdüngung des Grünlandes. Die Zunahme des Maisanbaus für die Biogas-Produktion spielt ebenfalls eine Rolle: Im Jahr 2016 pflanzten Landwirte in Deutschland auf mehr als zweieinhalb Millionen Hektar Mais an – das ist dreimal so viel wie noch in den 1980er Jahren.

  • Zunehmend milde und feuchte Winter: Das Schmuddelwetter macht überwinternde Tiere bzw. ihre Eier, Larven und Puppen anfällig für Pilz- und Bakterienbefall. Auch wenn nach wärmeren Phasen nochmal eine Frostperiode kommt, endet das für bereits erwachte Tiere meist im Desaster.

  • Lichtverschmutzung: Allein an Deutschlands Straßenlaternen sterben in einer Sommernacht rund eine Milliarde Insekten.

  • Rückgang der Weidewirtschaft: Früher standen die Kühe hauptsächlich auf der Wiese. Kuhfladen sorgten für die Lebensgrundlage für verschiedene Fliegen und Käfer. Heutzutage stehen die Kühe moderner Milchbetriebe überwiegend ganzjährig im Stall.

 

Aber hat vielleicht auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln Einfluss auf den Rückgang von Insekten? Diesen Grund auszuschließen ist seit vielen Jahren ein wesentlicher Aspekt des umfangreichen und langwierigen Zulassungsverfahrens. Denn seine Aufgabe ist es, die Sicherheit von Pflanzenschutzmitteln für Mensch, Tier und Umwelt zu gewährleisten. Deshalb werden diese Produkte auch ausgiebig auf ihre Giftigkeit für Arten geprüft, die nicht bekämpft werden sollen, ebenso wie ihre Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und das Ökosystem.
Quellen: Verordnung EP und Rat

 

HONIGBIENEN MÜSSEN NICHT GERETTET WERDEN


Anders als häufig behauptet, gibt es kein allgemeines Bienensterben. Bedroht sind allerdings 50% der Wildbienenarten. Der Grund hierfür ist hauptsächlich die Zerstörung natürlicher Biotope durch bauliche Maßnahmen oder Intensivierung von Grünlandwirtschaft. Die Honigbiene hingegen ist quasi ein Haustier. Ihre Zahl ist maßgeblich abhängig von der Zahl der Imker und steigt seit Jahren kontinuierlich – national wie international.

 

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