Wie sicher ist unser Essen?
Verbraucherinnen und Verbraucher können in Europa bei frischem Obst und Gemüse ohne Bedenken zugreifen – egal ob die Produkte aus ökologischer oder konventioneller Landwirtschaft stammen. Nur äußerst selten stoßen Behörden bei ihren Kontrollen auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, die über den gesetzlich zulässigen Höchstwerten liegen.
So ist nach Angaben des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) die seit Jahren geringe Belastung mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln auch 2019 weiter gesunken. Dem jüngsten Bericht liegen 8,1 Millionen Analyseergebnisse aus 20.283 Lebensmittelproben der amtlichen Lebensmittelüberwachung des Jahres 2019 zugrunde. Dabei wurde im Rahmen der überwiegend risikoorientiert durchgeführten Kontrolle auf 1.018 Wirkstoffe und Metabolite untersucht. Einen deutlichen Rückgang an Proben mit nachgewiesenen Pflanzenschutzmittelrückständen gab es im untersuchten Zeitraum bei Getreide und verarbeiteten Lebensmitteln. Bei Getreide sank der Anteil untersuchter Proben mit nachgewiesen Rückständen von 45,9 % im Jahr 2018 auf 31,1 % im Jahr 2019. Häufig verzehrte Lebensmittel wie Karotten, Tomaten, Äpfel und Kartoffeln wiesen kaum oder gar keine Überschreitungen der gesetzlichen Rückstandshöchstgehalte auf. Gleiches galt für saisonale Erzeugnisse wie Pfirsiche, Aprikosen und Spargel. Bei den Lebensmitteln mit mindestens 100 untersuchten Proben wurden im Jahr 2019 die meisten Überschreitungen bei Granatäpfeln (15,5 %), bei Schwarz- und Grüntee (9,8 %) sowie - wie im Vorjahr - Bohnen mit Hülsen (6,8 %) gefunden.
Auch bei Lebensmitteln mit Ursprung in der EU ist die Belastung weiter rückläufig. In 1,0 % der untersuchten Lebensmittel aus Deutschland wurden im Jahr 2019 Überschreitungen der Rückstandshöchstgehalte festgestellt (2018: 1,3 %). Bei Lebensmitteln aus anderen EU-Staaten lag die Quote der Überschreitungen bei 1,3 % (2018: 1,5 %). Quelle
Dabei ist zu berücksichtigen, dass der hier beschriebene gesetzliche Höchstwert für die Gesundheit von Verbrauchern ohnehin nur begrenzte Aussagekraft hat. Denn um ein konkretes Gesundheitsrisiko auszulösen, müsste der Rückstand von Pflanzenschutzmitteln mehr als das Hundertfache höher sein als der erlaubte Höchstwert.
Eine viel größere Rolle als synthetisch hergestellte Pflanzenschutzmittel spielen in Lebensmitteln natürlich vorkommende Substanzen mit zum Teil sehr schädigender Wirkung. So hat der amerikanische Biochemiker und Molekularbiologe Bruce Ames errechnet, dass wir bei abwechslungsreicher Ernährung mit viel Obst und Gemüse täglich etwa 1,5 g potentielle „Giftstoffe“ zu uns nehmen. Das entspricht dem Gewicht von 50-60 Reiskörnern. 99,99% dieser Substanzen sind jedoch natürlichen Ursprungs. Das heißt, die Pflanzen produzieren sie selbst, um sich beispielsweise gegen Schädlinge zu verteidigen: Die Kartoffel etwa bildet giftiges Solanin, Zucchini und Auberginen gefährliche Bitterstoffe, die Chili das Nervengift Capsaicin. Den 50-60 Reiskörnern, die das Gewicht der natürlichen Pflanzengifte ausmachen, stehen synthetische gegenüber, die kaum so viel wiegen wie ein halbes Salzkorn (ca. 0,0015g).
Die Evolution hat bei Menschen und Tieren wegen dieser natürlichen Substanzen die Leber hervorgebracht, die die meisten Giftstoffe ohne Probleme unschädlich machen kann – jedoch nicht alle: Das Knollenblätterpilzgift etwa kann von unserer Leber nicht entschärft werden.
Aus diesem Grund werden synthetische Pflanzenschutzmittel vor einer Zulassung in langwierigen Studien akribisch darauf untersucht, wie sie sich im Stoffwechsel von Mensch und Tier verhalten. Erst wenn sichergestellt ist, dass sie keine giftigen Wirkungen haben und auch ihre etwaigen Abbauprodukte unschädlich sind, werden sie zugelassen. Die Ungiftigkeit für Mensch und Tier ist jedoch nur eines von vielen Kriterien für die Zulassung eines Pflanzenschutzmittels.