Was hat Glyphosat in Lebensmitteln zu suchen?
In den vergangenen Jahren gab es vermehrt Meldungen über Spuren von Glyphosat in Lebensmitteln wie Teigwaren, Bier oder Haferflocken. Die häufigeren Nachweise sind vor allem auf den enormen technischen Fortschritt in der Analysetechnik zurückzuführen. So ist es zum Beispiel möglich, den Bruchteil eines Zuckerwürfels im Bodensee analytisch nachzuweisen.
Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt haben strenge Grenzwerte festgelegt, was Rückstände von Pestiziden betrifft, mit denen Menschen in Kontakt kommen dürfen. Dabei haben sie einen Sicherheitspuffer mit Faktor 100 eingebaut – das heißt die zulässigen Höchstwerte werden hundertmal niedriger angesetzt als die Werte, bei denen es nachweislich keine negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit gibt.
In Baden-Württemberg hat das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt zwischen 2010 und Ende 2019 mehr als 17.000 Proben Obst und Gemüse auf Rückstände von Glyphosat untersucht. Das Ergebnis: Oberhalb der sogenannten Bestimmungsgrenze von 0,02 mg/kg lagen nur 78 Proben oder 0,45 Prozent. Glyphosatgehalte oberhalb der gesetzlichen, EU-weit gültigen Rückstandshöchstgehalte hat das Amt nur bei 27 Proben oder 0,16 Prozent gefunden. In Säuglingsnahrung wurden im gesamten Testzeitraum keine Spuren von Glyphosat nachgewiesen.
Im Gegensatz zu unabhängigen staatlichen Behörden machen Kritiker von Glyphosat meistens gar keine konkreten Mengenangaben, wenn sie darüber berichten, Rückstände von Glyphosat in Lebensmitteln gefunden zu haben. Denn in der Regel bewegen sich die gefundenen Mengen im Mikrogrammbereich, das ist der millionste Teil eines Grammes oder 0,000001 Gramm. Von derartig geringen Konzentrationen gehen keine gesundheitliche Risiken aus. Im Übrigen weist Glyphosat für den Menschen eine geringere Toxizität als beispielsweise Kochsalz oder Backpulver auf.
Im Mai 2018 hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Ergebnisse ihrer Überprüfung der gesetzlich erlaubten Glyphosat-Höchstgehalte in Lebensmitteln veröffentlicht. Die Überprüfung basierte auf Daten zu Glyphosatrückständen in Lebensmitteln, die der EFSA von allen EU-Mitgliedstaaten übermittelt wurden. Aus der Risikobewertung geht hervor, "dass die derzeitigen Expositionsniveaus voraussichtlich kein Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen".
Im März 2023 wurden die Ergebnisse einer Studie des „National Toxicology Program“ (NTP) des U.S.-Gesundheitsministeriums zur Mutagenität von Glyphosat veröffentlicht. Die Wissenschaftler schreiben: "Unsere Ergebnisse zeigten keine Genotoxizität oder nennenswerte Zytotoxizität für Glyphosat oder AMPA bei Konzentrationen von bis zu 10 nM (…). Eine Extrapolation der In-vitro- auf In-vivo-Ergebnisse für Glyphosat deutet darauf hin, dass es für den Menschen toxikologisch unbedenklich ist." (Quelle)
Die höchste Glyphosatkonzentration, die in den NTP-Studien an menschlichen Zellkulturen verwendet wurde, war vergleichbar mit der eines erwachsenen Mannes, der zirka 450 Gramm einer typischen Formulierung auf Glyphosatbasis trinkt, die 41% Glyphosat enthält.
Trotzdem versuchen interessierte Kreise immer wieder den Eindruck zu erwecken, dass minimalste Rückstände von Glyphosat in Lebensmitteln ein Gesundheitsproblem bedeuten würden. So hat die amerikanische Organic Consumers Association (OCA), seit langem auch bekannt für ihren Kampf gegen Chemotherapie und Schutzimpfungen (einchließlich der Corona-Impfstoffe), 2017 Glyphosatrückstände in Ben & Jerry’s-Speiseeis nachgewiesen. Die gefundenen Mengen waren jedoch so gering, dass eine Person 145.000 Portionen Eiscreme pro Tag essen müsste, um den von der US-Umweltbehörde (EPA) festgelegten Grenzwert zu erreichen.
Das Umweltinstitut in München fand im Jahr 2016 in mehreren deutschen Bieren Rückstände von Glyphosat. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sah sich deshalb veranlasst, darauf hinzuweisen, „dass ein Erwachsener an einem Tag rund 1.000 Liter Bier trinken müsste, um gesundheitlich bedenkliche Mengen von Glyphosat aufzunehmen“.
Glyphosat wird vom Körper sehr rasch abgebaut bzw. über die Nieren ausgeschieden. Die Studie “Bestimmung von Glyphosatrückständen in menschlichen Urinproben aus 18 europäischen Ländern” des BUND zeigt, dass die Mehrheit (56,1 %) der Proben keine nachweisbaren Mengen an Glyphosat enthielt und der höchste Wert der Proben, die Spuren enthielten, einer Aufnahme entsprach, die mehr als 1.000 Mal niedriger ist als das, was die EU als akzeptable tägliche Aufnahme ansieht (0,3 mg/kg Körpergewicht pro Tag), und mehr als 3.000 Mal niedriger ist als der entsprechende Wert der Weltgesundheitsorganisation (1,0 mg/kg Körpergewicht/Tag). (Quelle)
Vielfach berichtet wurde im Januar 2019 auch über Glyphosat-Rückstände in Babywindeln, die vermutlich aus der für die Windeln verwendeten Baumwolle stammen. Die französische Agentur für Lebensmittel- und Umweltsicherheit ANSES hatte in verschiedenen Untersuchungen eine ganze Reihe von Chemikalien gefunden, die in der Tat die gesetzlichen Grenzwerte teilweise überschritten. Dazu gehörten unter anderem manche Parfüme. Glyphosat wurde bei den drei vorgenommenen Untersuchungen dagegen entweder gar nicht oder nur in so winzigen Spuren nachgewiesen, dass es sich kaum quantifizieren ließ. Auch in der Pressemitteilung von ANSES war Glyphosat mit keinem Wort erwähnt.
Dennoch konzentrierten sich die mediale Berichterstattung und öffentliche Aufmerksamkeit fast ausschließlich auf den Wirkstoff Glyphosat und kaum auf Stoffe, die ANSES in weitaus höheren und damit bedenklichen Konzentrationen gefunden hatte.