Wie sicher sind Pflanzenschutzmittel von Bayer?

Die Sicherheit von Pflanzenschutzmitteln für Anwender, Umwelt und Verbraucher steht immer wieder im Zentrum von Diskussionen. Unsere Produkte durchlaufen vor der Zulassung sorgfältige Tests und müssen alle regulatorischen Kriterien erfüllen. Zusätzlich haben wir zahlreiche Maßnahmen getroffen, die über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgehen. Wie sehen die Prozesse dahinter aus? Welche Maßnahmen unternimmt Bayer, um sicheren Pflanzenschutz zu gewährleisten?
Prüf- und Zulassungsverfahren
Lange bevor ein Pflanzenschutzmittel zugelassen wird, durchläuft es über zehn Jahre lang einen Forschungs- und Entwicklungsprozess, der intensive Sicherheitsüberprüfungen beinhaltet. Dabei geht es um die potenziellen Auswirkungen auf die Umwelt, die toxikologischen Eigenschaften und die biologische Wirksamkeit. Die Tests finden im Labor nach internationalen wissenschaftlichen Standards („Good Laboratory Practices“) und im Freiland unter landwirtschaftlichen Praxisbedingungen statt. Spätestens zehn Jahre nach der Zulassung wird erneut überprüft, ob ein Produkt und sein Wirkstoff noch den Anforderungen entsprechen, die man nach neuestem Stand der Wissenschaft an ein sicheres und umweltverträgliches Pflanzenschutzmittel stellt.
Um ein Pflanzenschutzmittel überhaupt vertreiben zu dürfen, müssen Hersteller in der EU zusätzlich zu den erfüllten Prüfkriterien aktiv eine Zulassung beantragen – sonst ist ein Mittel automatisch verboten. Diese Zulassung ist befristet: Eine Erstgenehmigung gilt in der Regel höchstens zehn Jahre und Erneuerungen jeweils 15. Wird kein Verlängerungsantrag gestellt, ist ein Mittel ebenfalls automatisch verboten. Der Zulassungsprozess unterliegt dabei strengen Anforderungen. Mehr dazu finden Sie hier. Ähnliche Prozesse sind auch in anderen Ländern etabliert. Die Beurteilungen der Behörden spiegeln dabei die spezifischen agronomischen Bedingungen der jeweiligen Länder wider.
Gefahr und Risiko – ein wichtiger Unterschied
Bei der Untersuchung und Beurteilung von (Pflanzenschutz-)Produkten gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen den Kategorien „Gefahr“ und „Risiko“. In Europa besteht die Tendenz, einen „gefährdungsbasierten“ Ansatz zu verfolgen. Dieser Ansatz basiert auf den Eigenschaften des Stoffes und nicht auf dem tatsächlichen Risiko, das auch eine mögliche Exposition gegenüber dem Stoff in Betracht zieht.
Ein einfaches Beispiel: Ein Löwe, der drei Meter vor uns steht, ist eine Gefahr. Befinden sich jedoch Gitterstäbe zwischen dem Tier und uns, ist das Risiko für uns gleich null. Bei Substanzen, mit denen wir potenziell in Kontakt kommen, spielt für die Bewertung des Risikos zudem die Dosis eine Rolle: Von einer Prise Salz im Essen geht beispielsweise kein Risiko aus. Äßen wir eine ganze Schüssel Salz, würden wir daran sterben. Hier gilt der auf Paracelsus zurückzuführende Satz: Die Dosis macht das Gift. Heißt für Pflanzenschutzmittel: Ein Wirkstoff kann für sich genommen gefährliche Eigenschaften haben, aber in einer Formulierung und entsprechend den Anwendungshinweisen aufgebracht, ist das Risiko für Mensch und Umwelt sehr klein. Bayer ist überzeugt, dass Pflanzenschutzmittel anhand eines „risikobasierten“ Ansatzes zugelassen werden sollten.
Internationale Standards und Bayers Umgang damit
Bayer orientiert sich zusätzlich zum Regelwerk der Gesetzgeber an weiteren internationalen Standards. Zum Beispiel nennt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fünf Klassen von Pflanzenschutzmitteln:
- Ia äußerst gefährlich
- Ib hoch gefährlich
- II mäßig gefährlich
- III leicht gefährlich
- U „bei normalem Gebrauch unwahrscheinlich, dass eine akute Gefahr besteht“
Bayer hat bereits 2011 entschieden, ab Ende 2012 die Produktion und den Verkauf aller Formulierungen der WHO-Klassen Ia und Ib einzustellen. Wir waren damit die ersten in unserer Branche. Seit 2016 vermarkten wir zudem ausschließlich Produkte, deren Wirkstoffe mindestens in einem OECD-Land zugelassen sind. Bei neuen Wirkstoffen muss ein vollständiges OECD-Sicherheitsdatenpaket vorliegen. Dadurch hat sich unser Portfolio stark verändert – zum Wohle von Anwendern, Umwelt und Verbrauchern. Ältere Wirkstoffe wurden konsequent durch neue ersetzt. Bis 2026 werden wir weitere Wirkstoffe freiwillig aus unserem Portfolio nehmen.
Schutz für Anwender
Unabhängig von Standards und regulatorischen Vorgaben tun wir noch mehr für die Sicherheit von Mensch und Umwelt. 2021 haben wir im Einklang mit dem Verhaltenskodex der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO weltweit rund 1,7 Millionen Landwirte geschult. Dabei haben wir uns auf Länder konzentriert, in denen Schutzmaßnahmen bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln oder eine Zertifizierung der Anwender im sicheren Umgang mit Pflanzenschutzmitteln nicht gesetzlich geregelt sind. Wir machen Sicherheitsschulungen nicht nur für unsere eigenen, sondern auch für Fremd- und Außendienstmitarbeiter.
Darüber hinaus fördern wir den professionellen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, indem wir in Afrika das Konzept der Spray Service Providers (SSPs) von CropLife Africa Middle East unterstützen. Mit diesem Programm werden Landwirte im Umgang mit Pflanzenschutzmitteln ausgebildet und zertifiziert. Das SSP-Konzept wurde bereits in 14 afrikanischen Ländern eingeführt, in denen inzwischen über 12.000 professionelle SSPs im Einsatz sind.
Wir fördern Innovationen in der Spritztechnologie. In Asien, wo Kleinbauern traditionell Rückenspritzen verwenden, arbeiten wir mit Anbietern von Drohnentechnologie zusammen, um eine präzisere Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zu ermöglichen. Durch unsere Impact-Investment-Einheit Leaps haben wir außerdem in zwei weitere innovative Anbieter von Drohnentechnologie investiert.
Die Sicherheit unserer Produkte hat für uns höchste Priorität. Daher befolgen wir nicht nur die strengen regulatorischen Anforderungen, sondern treffen Vorkehrungen, die weit darüber hinaus reichen und einen Unterschied in der Praxis machen. Dabei hinterfragen wir uns stetig selbst und verbessern Prozesse und Maßnahmen kontinuierlich.