Wie sicher sind gentechnisch veränderte Pflanzen?
Moderne Gentechnik bietet die Möglichkeit, unterschiedliche Eigenschaften von Pflanzen so zu beeinflussen, dass sich Vorteile für Landwirte, die Verarbeitung und die menschliche Gesundheit ergeben. Mithilfe gentechnischer Veränderung können Forscher Pflanzen widerstandsfähiger gegen Krankheiten oder Schädlinge wie auch gegen Hitze, Nässe oder versalzte Böden machen. Ferner ist es möglich, Pflanzen mit wertvollen Nährstoffen oder Vitaminen anzureichern, und es können schlicht höhere Erträge erzielt werden.
Für die globale Landwirtschaft sind solche Eigenschaften von enormer Bedeutung, denn Klima und Wetter verändern sich rasch. Ebenso verändert sich permanent der biotische Stress für eine Pflanze: Neue Konkurrenzpflanzen, Insekten oder Krankheiten breiten sich aus. Da die Entwicklung einer neuen Sorte 10 bis 15 Jahre dauern kann, müssen Züchter sehr weit vorausplanen.
Die gezielte Optimierung von Pflanzen hat eine lange Tradition. Seit fast 100 Jahren nutzen Züchter technische Eingriffe, beispielsweise die Mutationszüchtung mit Chemikalien oder Bestrahlung, um schneller Sorten mit gewünschten Eigenschaften zu entwickeln. Auch viele Formen von Bio-Saatgut sind auf diese Weise entstanden.
Gentechnik, die neue Gene in Pflanzen einführt, ist als neue Methode vor mehr als 30 Jahren dazugekommen. Mehr als 100 Nobelpreisträger sprachen sich 2016 für Gentechnik in der Landwirtschaft aus. Mit ihrer Hilfe können Züchter Pflanzen wesentlich schneller und effizienter als bislang an schwierige Umweltbedingungen wie Trockenheit, Bodennässe oder Versalzung anpassen. Zukünftig ist sogar daran zu denken, Pflanzenwurzeln gezielt aufnahmefähiger für bestimmte Nährstoffe zu machen oder die Lagerfähigkeit von Lebens- und Futtermitteln deutlich zu verbessern. Schon heute arbeiten Forscher an Kartoffeln, die beim Braten und Frittieren weniger schädliches Acrylamid bilden – ein klarer Vorteil für die Gesundheit von Verbrauchern rund um die Welt.
Viele Vorteile bietet bereits der vor allem in den USA, Brasilien und Argentinien angebaute Mais, der durch gentechnische Veränderung resistent gegen bestimmte Insekten ist. Er liefert mehr Ertrag, es müssen weniger Insektizide eingesetzt werden und er ist mit sehr viel weniger Schimmelpilzgiften, sog. Mykotoxinen, belastet. Diese treten sonst bei Pflanzen nach Insektenbefall auf, weil sich an den Fraßstellen Schimmel bildet. Mykotoxine können giftig sein oder auch Allergien oder Krebs auslösen.
Ein weiteres Beispiel für die Vorteile grüner Gentechnik: Auf Hawaii rettete Ende der 1990er Jahre eine mit Hilfe der Gentechnik entwickelte Papayasorte die einheimische Papaya-Industrie, die sonst komplett dem sog. Ringspot-Virus zum Opfer gefallen wäre, das von Blattläusen übertragen wird. Landwirte, die heute auf Hawaii Bio-Papaya anbauen, tun dies im Schutz von ringförmig angeordneten Plantagen mit der gentechnisch veränderten „Regenbogen“-Papaya, weil diese die Verbreitung des Virus auf die Bio-Papaya verhindert.
Pflanzen, bei deren Züchtung gentechnische Methoden angewandt wurden, müssen vor einer Zulassung umfangreich auf gesundheitliche und ökologische Folgen geprüft werden. Tests in Gewächshäusern sind ebenso vorgeschrieben wie Fütterungsstudien und Freilandversuche. Seit der Einführung der Gentechnik in der Landwirtschaft hat sich allerdings jede mit gentechnischer Unterstützung gezüchtete Pflanze als mindestens genauso sicher und verträglich für Gesundheit und Umwelt erwiesen, wie Pflanzen, die mit anderen modernen oder klassischen Methoden gezüchtet wurden.
Seit einigen Jahren gibt es auch eine große Studie an Nutztieren: In den USA fressen mittlerweile 95% der jährlich mehr als 9 Milliarden Rinder, Schweine und Geflügel Futter, das aus gentechnisch optimierten Pflanzen hergestellt wurde. Forscher der University of California in Davis haben anhand öffentlich zugänglicher Daten für die Jahre 1983 bis 2011 untersucht, ob es in diesem Zeitraum irgendwelche auffälligen Trends bei der Gesundheit von Nutztieren gegeben hat. Ihr Fazit: Beginnend mit dem Jahr 2000 haben in den USA über 100 Milliarden Nutztiere mit Gentechnik erzeugte Futterpflanzen gefressen. Alle Tiere wurden landauf, landab vor der Schlachtung von Veterinären untersucht – so, wie es vom Gesetz vorgeschrieben ist. Das Ergebnis: Der Milchertrag der Kühe und das Schlachtgewicht von Schweinen, Rindern und Geflügel haben im gesamten Zeitraum stetig zugenommen, die Zahl kranker Tiere und bestimmter Krankheitszeichen hat dagegen kontinuierlich abgenommen.
Oft wird von Gegnern der neuen Zuchtmethoden eingewandt, die mit Gentechnik neu eingeführten Gene oder Mutationen könnten „auskreuzen“, d.h. auf wild wachsende verwandte Pflanzen übergehen und somit diese Pflanzen genetisch verändern, wenn Wind oder Insekten den Pollen der gentechnisch veränderten Kulturpflanzensorten auf die verwandten Arten übertragen. Die Argumentation übersieht jedoch, dass diese Möglichkeit bei allen neu eingeführten Kulturpflanzensorten besteht – unabhängig davon, wie z. B. Gene für eine Virus- oder Pilzresistenz, eine Gestaltveränderung oder die Bildung neuer Inhaltsstoffe in neuen Sorten hineingezüchtet wurden.
Selbst wenn die Auskreuzung einzelner Gene nachgewiesen werden kann, ist die Gefahr dauerhafter Veränderungen der Wildpflanzen gering: So existieren in Europa nach wie vor wilde Möhren und Wildkohl, obwohl die Landwirtschaft über Tausende von Jahren durch genetische Eingriffe Kultursorten geschaffen hat, die sich in Farbe, Geschmack, Aussehen, Inhaltsstoffe und viele andere Eigenschaften sehr deutlich von den Wildformen unterscheiden, aber immer noch mit diesen kreuzbar sind.