Vertrauen für Wissenschaft stärken
Wo informiere ich mich bei Fragen zur Sicherheit eines Pflanzenschutzmittels? Direkt bei der Quelle. Bayer gewährt Zugang zu wissenschaftlichen Daten und Studien, die zur Bewertung von Pflanzenschutzmitteln erforderlich sind.
Vertrau mir: ein geläufiger Ausdruck. Doch reichen Worte aus, um Vertrauen zu schaffen? Tun sie nicht, sagt Mark Alfano, Associate Professor der Philosophie: „Vertrauen ist zwar meistens etwas Gutes, aber man muss es sich verdienen“, sagt er. Er ist Dozent an der Delft Universität für Technologie in den Niederlanden und an der Australia Catholic University. Skepsis sei eine normale Reaktion der Menschen auf mangelnde Klarheit „Wenn Unternehmen, Institutionen und Regierungen sich nicht bemühen vertrauenswürdig zu sein, ist es ganz klar, dass Menschen mit Misstrauen reagieren und die Einführung risikobehafteter, neuer Technologien aktiv verhindern möchten.“ Die breite Öffentlichkeit zweifelt an der Sicherheit von Pflanzenschutzmitteln und somit auch an der Sicherheit der Lebensmittel. Bedenkt man, dass unsere Welt bis 2050 zwei Milliarden Menschen mehr ernähren muss, ist dies eine besorgniserregende Entwicklung.
82 Prozent der Konsumenten weltweit glauben, dass die derzeitige Nachfrage an Nahrungsmitteln ohne landwirtschaftliche Innovationen nicht gedeckt werden kann.
Wie baut man Vertrauen auf
Bayer möchte erklären, was hinter dem Zulassungsprozess eines Pflanzenschutzmittels steht und wie ein solches Produkt getestet wird. Deshalb gewährt Bayer als erstes Unternehmen der Branche Zugang zu sicherheitsrelevanten Pflanzenschutzstudien. „Es ist unmöglich, ein Unternehmen ohne das Vertrauen der Öffentlichkeit aufrecht zu erhalten“, sagt Bob Reiter, Leiter Research & Development, Crop Science. „Transparenz ist ein Weg zu beweisen, dass man vertrauenswürdig ist“, sagt Alfano. „Offen über Kommunikationsstrukturen zu reden, ist eine Möglichkeit transparent zu sein. Doch viel wichtiger ist der Zugriff auf Analytik und Daten. Man muss der Öffentlichkeit erklären, wie Studienergebnisse zustande kommen, und ihnen die Berechnungen zeigen. So können die Menschen diese selbst prüfen. Das ist viel besser als Laborergebnisse vorzulegen und zu sagen: ‚Vertraut uns‘.“
Genau das ist das Ziel der Transparenz Initiative von Bayer, die einen Ansatz in zwei Stufen verfolgt. „Zuerst veröffentlichten wir umfangreiche Zusammenfassungen und Bewertungen von Studienergebnissen vieler Wirkstoffe und ergänzten sie durch erklärende Hintergrundinformationen. Damit wollen wir zeigen, dass wir den Dialog mit der interessierten Öffentlichkeit führen möchten“, sagt Charlotte Morr, Projektleiterin der Initiative. „Die zweite Phase startete im März 2018, als wir den Zugang zu den gesamten Sicherheitsstudien des ersten Wirkstoffs gewährten: Iprovalicarb, ein Fungizid gegen die Pilzerkrankung Plasmopara viticola, die in Weinkulturen auftritt.“
65 Prozent der Konsumenten würden Innovationen eher unterstützen, wenn sie wüssten, wie diese globale Ernährungsfragen lösen.
Sicherheitsstandards und Anforderungen waren noch nie so hoch wie heute“, sagt Bob Reiter. „Wir wollen der Öffentlichkeit unsere Sicherheits-Bemühungen zeigen und ihnen mögliche Ängste nehmen. Die Menschen sollen wissen, dass unsere Nahrung sicher ist. Immerhin essen wir alle dasselbe, leben auf der gleichen Erde und möchten das Beste für unsere Kinder“, erklärt Reiter. Und tatsächlich gehören Pflanzenschutzmittel weltweit zu den am sorgfältigsten untersuchten und am strengsten regulierten Chemikalien. Für die Zulassung einer Substanz, die in einem Pflanzenschutzmittel eingesetzt wird, sind etwa 1.200 Studien erforderlich. „Darüber hinaus erreicht nur einer von 100.000 Wirkstoffkandidaten, die im Labor untersucht werden, jemals die Marktreife. Die meisten Chemikalien werden bereits in frühen Entwicklungsstadien verworfen“, fügt er hinzu.
Wie ein Prisma – das gesamte Spektrum enthüllen
Gerade wegen der hohen wissenschaftlichen Standards und Anforderungen für Pflanzenschutzprodukte liegt es nahe, dass Studien und Berichte darüber schwer zu verstehen sind. – insbesondere für Menschen, die mit dem Thema weniger vertraut sind. Um die Informationen auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat die Transparenz Initiative ein Webportal eingerichtet. Dort sind Anleitungen zu finden, wie die Studienberichte zu lesen sind. „Wir möchten, dass jeder – vom Laien bis zum Mitglied der wissenschaftlichen Gemeinschaft – von den Studien profitiert. Deshalb müssen sie schnell und leicht verständlich sein“, sagt Charlotte Morr. „Die Initiative ist wie ein Prisma: Meist aus Glas, macht es die Spektralfarben des weißen Lichts sichtbar. Die Transparenz Initiative macht einzelne Informationen eines komplexen Zulassungsprozesses sichtbar.“
Bayer ist das erste Unternehmen in der Pflanzenschutzbranche. Die Hoffnung ist, dass die Öffentlichkeit der Wissenschaft und dem Dialog mit Unternehmen näher kommen will.
Interview:
A step towards transparency
Niklas Pieper ist Anwalt bei Bayer. Er berät die Division Crop Science in rechtlichen Belangen beim Zulassungsprozess und unterstützt auch die Transparenz Initiative.
Warum zweifelt die Öffentlichkeit an der Sicherheit von Pflanzenschutzmitteln
Die Öffentlichkeit hat verständlicherweise vor dem Angst, was sie nicht kennt. Und die Details des Zulassungsprozesses stehen einer breiten Öffentlichkeit momentan nicht zur Verfügung. Das möchten wir ändern. Unzählige Studien und Kontrollen beweisen die Sicherheit unserer Produkte. Wir möchten, dass die Öffentlichkeit versteht, warum Pflanzenschutz so wichtig ist: Er erhöht die Effizienz im Feld und hilft so, die Erdbevölkerung zu ernähren.
Welche rechtlichen Schritte muss ein neues Pflanzenschutzmittel vor der Zulassung durchlaufen
Die Zulassung eines neuen Pflanzenschutzmittels ist ein Prozess, der bis zu zehn Jahre und länger dauern kann. Bereits während der Entwicklung werden viele Studien durchgeführt, um Risiken für Menschen, Tiere, Pflanzen und die Umwelt zu untersuchen.
Warum glauben Sie, ist die Transparenz Initiative so wichtig?
Mit der Transparenz Initiative möchten wir das Vertrauen der Öffentlichkeit gewinnen und gegen das Bild von ‚geheimen‘ Versuchen in dunklen Laboren angehen. Anlass dafür war die Aarhus Konvention, die der Öffentlichkeit das Recht auf bestimmte umweltrelevante, behördliche Informationen gewährt. Der Europäische Gerichtshof hat hierzu im November 2016 neue Prinzipien etabliert. Nach diesem Urteil haben wir uns gefragt, ob es uns schaden würde, solche Informationen freiwillig zu veröffentlichen. Trotz einiger Risiken, beispielsweise im Bereich der Patente oder den Missbrauch Dritter, die unser Wissen illegal für eigene kommerzielle Zwecke nutzen könnten, haben wir uns für die Offenlegung entschieden. Es ist uns wichtig, in einen Dialog mit der Öffentlichkeit zu treten und die Sorgen und Ängste der Menschen zu verstehen. Mit mehr Transparenz können wir das schaffen.