Menschenrechte

Bayer bekennt sich uneingeschränkt zur Wahrung der Menschenrechte und hat seine Haltung in einer weltweit verbindlich geltenden Konzernregelung dokumentiert, der Bayer-Position für Menschenrechte. Wir verpflichten uns, die Menschenrechte in unserem Einflussbereich zu achten, zu fördern und transparent über die Ergebnisse unseres Handelns zu berichten. Auch von unseren Geschäftspartnern, insbesondere Lieferanten, erwarten wir die uneingeschränkte Achtung der Menschenrechte. Darüber hinaus verpflichten unsere LIFE-Werte und unsere Konzernregelungen zur Corporate Compliance sowie Fairness und Respekt am Arbeitsplatz alle Beschäftigten weltweit dazu, sich gegenüber Kollegen, Geschäftspartnern und Nachbarn fair und regelkonform zu verhalten.

 

Managementansatz

Nachhaltigkeit und Menschenrechte liegen in der Verantwortung des Vorstandsvorsitzenden von Bayer. In seiner Funktion als Chief Sustainability Officer wird er von der Enabling Function „Public Affairs & Sustainability“ unterstützt. Die Achtung der Menschenrechte ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Nachhaltigkeitsmanagements und der Human-Resources-Strategie. Richtlinien, Prozesse sowie Management- und Überwachungssysteme regeln die Umsetzung von Menschenrechtsstandards im Geschäftsbetrieb. Zur Ermittlung potenziell nachteiliger Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeit auf die Menschenrechte nutzen wir unser konzernweites, integriertes Risikomanagementsystem. Das dort verankerte Risikouniversum des Konzerns spiegelt die potenziellen Risikokategorien von Bayer wider. Das Bayer-Risikouniversum wird regelmäßig überprüft und gegebenenfalls aktualisiert. Mehr Informationen dazu finden Sie in unserem Chancen- und Risikobericht im Geschäftsbericht 2020.

 

Wir hinterfragen immer wieder unsere Prozesse und Aktivitäten im Hinblick auf die Achtung der Menschenrechte.

 

Implementierungsmaßnahmen

Wir ergreifen Maßnahmen, um die Menschenrechte sowohl intern als auch in unserem Einflussbereich zu achten. Bei Bayer gilt ein striktes Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit gemäß den Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Unsere Konzernregelung zum Thema Menschenrechte legt dieses Verbot weltweit verbindlich fest. Gemäß den Konventionen der ILO ermöglicht Bayer nur dann befristete Praktika, Ausbildungsprogramme sowie saisonale Beschäftigungsverhältnisse für Jugendliche, sofern ihre Sicherheit, Gesundheit und die Schulpflicht in keiner Weise beeinträchtigt werden und die Einhaltung der Anforderungen genau überwacht wird.

 

Wir sensibilisieren unsere Mitarbeiter für die Bedeutung der Menschenrechte im beruflichen Alltag durch kontinuierlich verfügbare Schulungsangebote. Aspekte der Menschenrechte finden sich außerdem in den Schulungsangeboten und dem Verhaltenskodex für unsere Lieferanten. Bei Anzeichen von Verstößen gegen unsere Menschenrechtsposition können sich Mitarbeiter und die allgemeine Öffentlichkeit, auf Wunsch auch anonym, an die weltweite Compliance-Hotline wenden, die in vielen Sprachen verfügbar ist. Wir überprüfen die Einhaltung der Menschenrechte an unseren Standorten als auch bei unseren Lieferanten u.a. anhand von Bayer-Audits.

 

Menschenrechte: ein Querschnittsthema

Die Einhaltung der Menschenrechte bei Bayer ist ein Querschnittsthema, das sehr viele unserer Einflussbereiche und Prozesse umfasst. Wir berichten detailliert zu unserer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht in den relevanten Kapiteln unseres Nachhaltigkeitsberichts.

 

Die Beschaffung von Mineralien, die aus instabilen Regionen der Welt stammen, kann zur Finanzierung von Konflikten und Verletzung von Menschenrechten führen. Wir wollen deshalb sicherstellen, dass solche Konfliktmaterialien verantwortungsbewusst produziert werden.

 

Deshalb wurden zusätzliche Prüfprozesse zur Erfüllung weiterer internationaler Regularien etabliert, wie u. a. für die Vorschriften, die Unternehmen zur Offenlegung der Herkunft bestimmter Rohstoffe auffordern. Dies betrifft zum Beispiel sogenannte Konfliktmineralien aus Regionen wie der Demokratischen Republik Kongo oder deren Nachbarstaaten. Zur Befragung unserer 154 relevanten Lieferanten nutzen wir das „Conflict Minerals Reporting Template“, um Verwendung, Quellen und Herkunft bestimmter Mineralien in unserer Lieferkette zu identifizieren. Aus einem regelmäßigen Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmen leiten wir Maßnahmen zur rechtzeitigen Initiierung von Prozessverbesserungen ab. Aufgrund von Kundenanforderungen haben wir im Jahr 2019 die Rücklaufquote der von uns identifizierten Lieferanten erhöht, um unsere Kunden bei der Erfüllung der Anforderungen an die Due Diligence bezüglich der Herkunft bestimmter Rohstoffe in ihrer Lieferkette zu unterstützen. Mit noch nicht konfliktfreien Lieferanten wurde die Einhaltung der Vorgaben vereinbart. Die ausstehenden Lieferanten sollen bis Mitte nächsten Jahres überprüft werden.

 

In unserem Lieferantenkodex drücken wir eine explizite Erwartungshaltung an unsere Lieferanten aus. Die Lieferanten sollen sicherstellen, dass keine Produkte an Bayer geliefert werden, die Metalle enthalten, deren Rohmaterialien aus Konfliktregionen stammen, wo sie direkt oder indirekt zur Finanzierung oder Unterstützung bewaffneter Gruppierungen beitragen oder Menschenrechtsverletzungen verursachen oder begünstigen.

Bayer setzt ein klares Zeichen gegen Sklaverei, Knechtschaft, Zwangsarbeit und Menschenhandel entlang der Wertschöpfungskette. Dies spiegelt sich in unserer Konzernregelung zu Menschenrechten, unserem Verhaltenskodex für Lieferanten und in unserer Erklärung zum UK Modern Slavery Act wider.

Herausforderungen in der Saatgutproduktion

Das Risiko von Menschenrechtsverletzungen stellt für Bayer eine besondere Herausforderung in der Saatgutlieferkette dar. Im Fokus steht hier das Risiko von Kinderarbeit.

Unserer Position zu Kinderarbeit ist eindeutig – sie wird bei Bayer nicht geduldet. Außerhalb unserer eigenen Aktivitäten stellt die Arbeit von Kindern in der Landwirtschaft ein hohes Risiko dar. Wir verpflichten deshalb unsere Lieferanten, konsequent auf Kinderarbeit zu verzichten.

 

Bayer engagiert sich seit Jahren vor allem in Indien mit seinem „Child Care Program“ systematisch gegen Kinderarbeit in der Saatgutlieferkette. Das Programm wird in den Ländern aufgebaut, in denen es aufgrund unserer Risikobewertung Fälle von Kinderarbeit geben könnte. Dabei sensibilisieren wir unsere Zulieferer für diese Problematik und machen unsere Anforderungen deutlich. Das „Child Care Program“ umfasst systematische und mehrfache Überprüfungen der einzelnen Saatgutproduzenten während der Anbausaison vor Ort auf den Feldern durch Bayer-Mitarbeiter.

 

Trotz der Einschränkungen durch COVID-19 führten lokale Teams die Feldprüfungen soweit möglich und unter Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen fort. Dabei konnte festgestellt werden, dass die Fälle von Kinderarbeit in Indien zugenommen haben. Gründe sind die Rückmigration der ländlichen Bevölkerung und die enormen Herausforderungen der Pandemie. Die Stichprobenprüfungen auf den Philippinen und in Bangladesch konnten 2020 aufgrund von Reiserestriktionen nicht durchgeführt werden. 2019/20 haben wir in Indien 14 Fälle von Kinderarbeit (siehe Tabelle) bei unseren Saatgutproduzenten aufgedeckt. In Bangladesch und auf den Philippinen wurden im gleichen Zeitraum keine Fälle von Kinderarbeit festgestellt.

 

 

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Solche Fälle beenden wir unmittelbar und verfolgen sie durch Maßnahmen unseres „Child Care Program“ intensiv nach. Im Falle eines Verstoßes durch unsere Lieferanten erfolgen abgestufte Sanktionsmaßnahmen, die von einer schriftlichen Verwarnung bis zur Vertragskündigung im Wiederholungsfall reichen. Lieferanten, die sich nachweislich an unser Kinderarbeitsverbot halten, erhalten hingegen einen Bonus. Dank eines strikten Kontrollsystems und die Unterstützung durch lokale Aufklärungs- und Bildungsinitiativen, ist die Anzahl an Fällen von Kinderarbeit bei den Saatgutproduzenten sehr niedrig.

 

Da der Schulbesuch elementar für die Entwicklung von Kindern ist, betrachtet ihn Bayer als effektives Instrument, um Kinderarbeit zu vermeiden. Aus diesem Grund besuchen wir absichtlich die Eltern der Kinder, die wir auf den Feldern antreffen, mit dem Ziel, sie von der Bedeutung einer Schulbildung zu überzeugen. In Indien hat Bayer innerhalb des „Child Care Program“ die Initiative „Learning for Life“ ins Leben gerufen, deren Fokus sowohl auf der grundsätzlichen Berufsausbildung als auch der Förderung naturwissenschaftlicher Kenntnisse liegt. Dies reicht von der Wiedereingliederung in das reguläre Schulsystem bis hin zu berufsbildenden Maßnahmen. Die kontinuierliche Sensibilisierung für Kinderarbeit erfordert im Agrarsektor umfassende Maßnahmen und die Einbeziehung der nationalen Regierungen. Bayer setzt sich weiterhin dafür ein, Maßnahmen zur Beseitigung der Kinderarbeit auszuweiten und Best Practices in der Saatgutproduktion zu vermitteln. Zu diesem Zweck ist Bayer gemeinsam mit anderen Saatgutunternehmen der Initiative „Enabling Child and Human Rights with Seed Organizations“ (ECHO), dem größten Multi-Stakeholder-Forum zur Förderung von Kinderrechten und menschenwürdiger Arbeit, beigetreten.
 

Engagement

Bayer gehört zu den Gründungsmitgliedern des „UN Global Compact“ und bekennt sich zur Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen. Wir unterstützen außerdem die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, die globale Standards zur Vorbeugung und Bekämpfung möglicher Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit Unternehmenstätigkeiten setzen, sowie zu einer Reihe weltweit anerkannter Erklärungen für multinationale Unternehmen. Dazu gehören unter anderem die „OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen“ und die „Dreigliedrige Grundsatzerklärung über multinationale Unternehmen und Sozialpolitik“ der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sowie deren Kernarbeitsnormen.

 

Wir tauschen uns mit anderen Stakeholdern zum Thema Menschenrechte aus und engagieren uns aktiv in Gremien und Initiativen zu ihrer Einhaltung. In diesem Zusammenhang beteiligen wir uns beispielsweise am Dialog zur Umsetzung des Nationalen Aktionsplans (NAP) „Wirtschaft und Menschenrechte in Deutschland“, an den entsprechenden ‎Arbeitsgruppen von econsense und, in der Lieferkette, über unsere Industrieinitiativen „Together for Sustainability“ (TfS) und „Pharmaceutical Supply Chain Initiative“ (PSCI).