Monica Lucas, Familienplanungshelferin im Distrikt Geita, Tansania
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Bitte erzählen Sie uns ein bisschen von sich.
Mein Name ist Monica Lucas, ich bin verheiratet und Mutter von drei Kindern. Ich bin die erste Frau meines Mannes, der außerdem eine weitere Ehefrau hat. Es ist in meiner Gemeinde ganz normal, dass ein Mann bis zu vier Frauen heiraten darf. Frauen haben keinen Einfluss auf diesen Brauch. Ich habe einen kleinen Garten, in dem ich Obst und Gemüse anbaue, und wir haben genug für meine Familie. Es bleibt sogar einiges übrig, das wir an unsere Nachbarn verkaufen können.
Wenn ich nicht bei meiner Familie bin, spreche ich mit Frauen und Mädchen über Familienplanung. Vor kurzem bin ich einer Spargruppe (eine von der Gemeinde geleitete selbstorganisierte Gruppe, deren Mitglieder Geld ansparen, Kredite vergeben und aufnehmen können) beigetreten und habe dadurch mehr Gelegenheiten bekommen, Frauen jeden Alters zu treffen und zu informieren. Ich arbeite außerdem eng mit Gesundheitsfachkräften von der Bulale-Krankenstation (eine der vom TCI unterstützten Einrichtungen aus dem Distrikt Geita, Tansania) zusammen. Sie haben mir beigebracht, über Familienplanung zu sprechen und mir auch einige Flyer gegeben, die ich bei meinen Gesprächen mit Frauen und Männern benutze – sogar mit denjenigen, die bei mir Gemüse kaufen. In meiner Gemeinde ist das Stigma der Anwendung von Empfängnisverhütung und der Inanspruchnahme von Leistungen von Mythen und falschen Vorstellungen umgeben. Deshalb widme ich meine Zeit der Aufklärung meiner Kolleginnen und anderer Frauen, wo immer ich gerade bin.
War Familienplanung ein Thema, über das man in Ihrer Jugend gesprochen hat?
Als ich in meinem Dorf aufwuchs, war da niemand, der einem etwas über Familienplanung sagte. Meine nahen Verwandten erklärten mir, wie man eine gute Ehefrau wird. Daher lernte ich ab dem Alter von acht Jahren, wie man so kocht, wäscht und putzt, dass es einem Mann gefällt. In meiner Gemeinde besteht großer Druck, eine gute Ehefrau zu werden und seinem Mann so viele Kinder zu „schenken“, wie er möchte. Bei einem meiner Besuche in der Mütterberatungsstelle wurde ich von dem medizinischen Personal gefragt, ob ich Familienplanungsmaßnahmen ergreifen wolle. Ich wusste nicht, was gemeint war, und außerdem hatte ich noch nie ein Gespräch über sexuelle Gesundheit geführt. Also lehnte ich ab.
Wie wichtig ist Ihrer Ansicht nach Familienplanung für Sie und Ihre Gemeinde und warum?
Ich bin davon überzeugt, dass jede Frau korrekte Informationen bekommen muss. In meiner Gemeinde wissen viele von uns nämlich gar nichts. Die meisten jungen Menschen bekommen zu hören, dass Familienplanung schlecht ist, weil sie dann keine Kinder mehr bekommen können. Die Frauen in meiner Gemeinde sagen sogar, dass man promiskuitiv wird, wenn man Verhütungsmittel nutzt.
Also bekommen sie schließlich Kinder, die sie nicht versorgen können, und gehen nicht zur Schule. Genau wie ich! Ich wäre gern Krankenschwester geworden. Aber man sagte mir, dass ich mich zuerst um mein Kind kümmern müsste. Und ehe ich mich versah, war ich schon wieder mit meinem zweiten Kind schwanger. Dann wurde mir allmählich klar, dass das Thema Familienplanung einfach nicht besprochen wurde. Nicht mal als Erwachsener bekommt man Informationen.
Doch unsere Kinder werden zur Schule gehen, lernen und Entscheidungen treffen, die ihnen ein besseres Leben ermöglichen – ohne sich abmühen zu müssen, um über die Runden zu kommen. Vielleicht werden sie sogar in die Stadt gehen und Großes vollbringen. Gerade weil ich in dieser Umgebung aufgewachsen bin, engagiere ich mich leidenschaftlich dafür, Frauen und Familien stark zu machen. Ich möchte dafür sorgen, dass die Menschen informiert sind, damit sie diese Informationen in ihrem Umfeld weitergeben können. Was man nicht hat, kann man nicht geben. Deshalb ist es für mich wichtig, mir diese Informationen und dieses Wissen zu besorgen.
Was bedeutet Familienplanung für Ihr Leben?
Wo ich lebe, werden junge Mädchen sehr früh schwanger, und es herrschen patriarchale Strukturen. Es sind die Männer, die für Frauen entscheiden, was sie mit ihrem Leben machen. Ich betrachte Familienplanung als Freiheit, weil Männer und Frauen so frei über ihre Lebensführung bestimmen können..
Wie haben Sie Ihre Gemeindemitglieder dazu gebracht, Familienplanung zu akzeptieren?
Wie haben Sie Ihre Gemeindemitglieder dazu gebracht, Familienplanung zu akzeptieren?
Meine Strategie war einfach: So viel Wissen zu sammeln wie möglich und es an andere weitergeben. Durch die Arbeit mit der Krankenstation wurde ich engagiert und habe gelernt, welche Vorteile Familienplanung hat und wie man Menschen berät. Zuerst wurde ich eingeladen, an einem Tag mit Gesundheitsvorträgen über Familienplanung teilzunehmen. Später fand in der Krankenstation eine einrichtungsübergreifende Einweisung statt und ich hatte das Glück, mitmachen zu dürfen. Ich habe neue Fähigkeiten erworben und diese Schulung hat mir geholfen mich zu verbessern.
Jetzt bin ich Gesundheitshelferin und -erzieherin. Ich habe mit mehr als 100 jungen Mädchen und Frauen gesprochen. Sie verfügen jetzt über neue Kenntnisse und manche haben begonnen, Empfängnisverhütung anzuwenden. Ich bin stolz zu sehen, dass Frauen ihre Verhaltensweisen ändern und sogar beginnen, ihre Familien zu unterstützen, indem sie mit einem Kleingewerbe tätig werden. Eltern trauen sich jetzt, mich anzusprechen, wenn sie möchten, dass ich mit ihren Kindern rede, oder wenn sie dieses Gespräch über „sexuelle Themen oder Schlafzimmerangelegenheiten“ führen möchten.
Welche Art von Fortschritt würden Sie im Bereich der Familienplanung gerne sehen?
Ich möchte auch Männer und Jungen einschließen. Nur Frauen Informationen über ihre Gesundheit und die Gesundheit ihrer Familien zu geben, ohne Männer einzubeziehen, ist nicht genug. Jedes Mal, wenn ich zur Krankenstation gehe, sehe ich nur Frauen, die ihre Babys tragen. Und ich frage mich, wo die Männer sind, die dafür verantwortlich sind.
Haben Sie einen Rat für Ihre Gemeindemitglieder und -vorsteher?
Gemeindemitglieder und Führungspersönlichkeiten in Kirchen und Räten (staatlich eingesetzte Behörden, die für lokale soziale und politische Angelegenheiten ihrer Bewohner zuständig sind) sollten in der Lage sein, positiv über Familienplanung zu sprechen, und sicherstellen, dass die Menschen eigene Entscheidungen treffen können – unbeeinflusst von ihren Lebenspartnern und der Gesellschaft im Allgemeinen. Die Gemeinde muss eine Schlüsselrolle dabei einnehmen, die Diskriminierung zu verringern, die aufkommen kann, weil jemand Verhütungsmethoden anwendet. Und was die Männer angeht, so würde ich mir wünschen, dass sie ihre Schwestern, Tanten und auch Mütter bestärken, Möglichkeiten zur Familienplanung in Anspruch zu nehmen. Ich hätte gerne, dass sie darauf hören, was die Krankenpflegerinnen und -pfleger uns sagen: Familienplanung ist sicher.
Welche Botschaft oder welches Statement möchten Sie anderen Frauen mitgeben?
Ich wende nun seit über sechs Jahren Familienplanungsmethoden an. Wer weiß, was aus mir geworden wäre, wenn ich nicht damit angefangen hätte. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich meine Kinder alle mit sehr wenig Abstand bekommen habe, genau wie die zweite Frau meines Mannes, die fünf Kinder hat. Ich freue mich, andere an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen, wenn das die aktuelle Lage ändern und die Akzeptanz von Familienplanungs- und Verhütungsangeboten verbessern kann.
Bei Familienplanung geht es vor allem um Entscheidungen unter Lebenspartnern, und es sollte eine einfache Wahl sein, wenn alle Seiten sich einig sind. Viele Kinder zu haben könnte aufgrund der Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie und die Gesundheit der Mutter unrealistisch sein.